Schulangst - Mein Kind will nicht zur Schule gehen

Schulangst – Hilfe, mein Kind will nicht zur Schule gehen.

Aug 27, 2019 | 6 Kommentare

Der Begriff Schulangst breitet sich langsam, aber sicher immer intensiver aus, insbesondere unter Eltern und Schulpsycholog*innen. Mir selbst kam der Begriff erst vor wenigen Jahren unter – lange nach meiner eigenen Schulzeit. Ich stellte fest, dass ich inhaltlich sehr viel damit anfangen kann und ich mein Erleben darin wiederfinde.

Wovor haben Menschen mit Schulangst wirklich Angst?

Sie haben doch nicht etwa vor der Schule selbst Angst?

Zunächst einmal kann eine Angst entstehen, wenn negative Erfahrungen gemacht wurden. Ganz leicht zu verstehen: Ich wurde von einer Wespe gestochen und halte mich in Zukunft lieber fern von Wespen. Hier ist der Grund eindeutig.

Bei Schulangst ist der Grund nicht so eindeutig. Habe ich nun Angst vor der Schule, weil ich negative Erfahrungen innerhalb der Schule gemacht habe, z.B. durch Mobbing?

Oder habe ich diese negativen Erfahrungen aufgrund der Schule gemacht? Also Erfahrungen, die überhaupt erst aus der Existenz der Schule selbst entstanden sind, wie sie heutzutage in Deutschland und anderen Staaten mit strikter Schulpflicht existiert? Das können Bewertung, Zwang, Druck und andere Erfahrungen sein.

Und suggeriert das Pathologisieren dieser Ängste (zu sagen, diese Angst sei krankhaft) nicht auch, dass hier ein “Fehler im System” der Betroffenen vorliegt? Dass sie damit nicht als “normal” betrachtet werden, sondern als behandlungsbedürftig?

Diese Fragen kannst du nur dir selbst beantworten. Für mich steht fest:

Das Wort Schulangst gefällt mir gar nicht. Und doch möchte ich anhand meiner eigenen, sehr persönlichen Erfahrung berichten, was viel zu oft unter Schulangst verbucht wird.

  • Vielleicht mag dein Kind nicht mehr zur Schule gehen?
  • Oder es hat Probleme in der Schule und ist oft krank mit Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen?
  • Weint es morgens?
  • Möchte es nicht aus dem Bett steigen und
  • ist sonntagabends oder in der letzten Ferienwoche schon wieder krank?
  • Bricht dein Kind oder vielleicht sogar du selbst viel ab, was angefangen wurde?

Mein Werdegang ist von Abbrüchen gekennzeichnet. Ich habe zweimal(!) das Gymnasium geschmissen, zwei staatlich anerkannte und eine nicht staatlich anerkannte Ausbildung abgebrochen, meinen ersten Versuch das Abitur zu erlangen vorzeitig aufgegeben.

Bin ich eine Abbrecherin – so wie mir manche nachsagen? Und ist das immer schlecht?

Mit meinen eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen mit Schule und Schulangst möchte ich dir zeigen, auf welche Art und Weise sich Schulangst zeigen kann und welche Emotionen da wirklich im Spiel sind. Erkennst du einige Situationen, Gedanken und Gefühle aus deiner eigenen Schulzeit oder der deiner Kinder wieder?

Meine Erfahrung mit Schulangst

Ich war am liebsten zu Hause. Ich mochte gerne unter anderen Kindern sein, aber ich genoss auch die Zeit alleine in meinem Zimmer. Ich ging nicht sehr gerne in den Kindergarten, denn das war mir oft einfach zu viel. Ich wollte immer direkt den Mittagstisch decken, denn das bedeutete, dass ich bald wieder abgeholt wurde. Abgeholt werden war das Ziel, um wieder in Ruhe sein zu können oder mit ausgewählten Freunden zu spielen.

Hier zeigte sich schon, dass große Menschenmengen, ohne die Möglichkeit ihnen zu entkommen oder sie nur freiwillig aufzusuchen, problematisch für mich waren.

Und damit bin ich nicht alleine: In meinen Gesprächen später als Mutter mit anderen Eltern, höre ich immer wieder, dass nur sehr wenige Kinder mit der Menge an Gleichaltrigen wirklich zurecht kommen und viel öfter, dass sie überreizt und gestresst aus dem Kindergarten oder der Schule kommen.

Wir halten Kindergarten und Schule in unserer Gesellschaft für so normal, dass wir meist gar nicht hinterfragen, ob das Umfeld wirklich das ist, was wir oder unser Kind wirklich braucht, um sich optimal zu entwickeln. Es machen ja alle so und da müssen wir halt durch. Oder etwas doch nicht? Dazu gleich mehr.

Schlechte Aussichten: Noch 10 Jahre…

Irgendwann in der Grundschule wurde mir klar, dass ich noch viele Jahre dort werde sitzen müssen. Ich kann mich noch ziemlich genau an den Moment erinnern, als ich die Jahre zählte, die ich noch zur Schule gehen sollte und wie sich das dann in mir anfühlte:

  • aussichtslos,
  • gefangen,
  • ausgeliefert,
  • unfrei
  • und machtlos.

Noch zehn Jahre zur Schule müssen – damals in der dritten Klasse – eine Ewigkeit für eine 8-jährige. Meine Mutter berichtete mir später einmal, dass ich ungefähr in der dritten Klasse anfing immer wieder über Bauchschmerzen zu klagen. Zufall?

Bauchschmerzen aus psychosomatischer Sicht (wenn also kein körperliches Leiden festgestellt werden kann) können durch psychische Belastungen wie zu viel Stress, Ängste, Überforderung, Trauer und ähnlichem entstehen.
Leider war das zu der Zeit noch niemandem in meinem Umfeld klar oder es wollte niemand sehen, weil es zumindest gefühlt keine Alternativen gab, als meine Äußerungen zu ignorieren.

Psychische Belastungen in der Schule: Wie Wettbewerb & Bewertung zu Schulangst führen

Jetzt mag man denken: Aber in der Grundschule gibt es doch keinen Druck. Andere Kinder haben das ja nicht alle.

Wie viele Kinder heutzutage an psychischen Beschwerden in den Grundschulen leiden, steht nun fast täglich in den Zeitungen. Auslöser soll immer die Pandemie gewesen sein, doch das halte ich für zu kurz gefasst.

Die hohen Zahlen, die heute berichtet werden, haben eine gute und eine schlechte Seite.

Zum Einen wurden psychische Beschwerden wie z. B. Bauchschmerzen als Symptom von Schulangst in den 1990ern und 2000ern oft ignoriert. Ein Anstieg der Zahlen kommt der Realität also nun näher.

Zum Anderen jedoch wird das Verhalten der Schulkinder heutzutage viel schneller zum Problem gemacht, indem ihnen Krankheiten angedichtet werden, die sie eigentlich nicht haben, aber deren Symptome sie aufgrund der Umstände in den Schulen überhaupt erst entwickeln. Ein typisches Beispiel hierfür ist ADHS.

Auf meine Schulzeit bezogen, fühlte ich mich nicht nur dem Leistungsdruck einer Grundschule ausgesetzt, sondern gleichzeitig dem Wettbewerb um die besten Noten mit meinem älteren Bruder und damit um Anerkennung. Frei nach dem Motto: Wer ist klüger, intelligenter, gebildeter. So wurde es mir in der Schule vorgelebt. Wettkämpfe verabscheue ich noch heute.

Klar, der Leistungsdruck an einer Grundschule mag nichts sein im Vergleich zu dem der weiterführenden Schulen. Für einen Menschen wie mich wirkte er damals schon entwürdigend, weil ich meine gesamte Person bewertet fühlte nach Richtig oder Falsch oder Eins bis Sechs. Ein Objekt auf dem Seziertisch.

Auch damals schon fragte ich mich, wieso jemand es sich herausnehmen durfte über mich ein Urteil zu fällen, das diesen Einfluss auf mich und mein weiteres Leben haben darf. Aus diesem Grund war meine Schulzeit von Wut geprägt. Wut über die Dreistigkeit der Schule über mich zu werten und meine eigene Machtlosigkeit, mich aus dieser Umgebung befreien zu können.

Weiterführende Schulen: Bullying und Mobbing

Die wirklichen Probleme fangen bei vielen Kindern ab der 5. Klasse an. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Kids durch die Grundschule schon „eingenordet“ auf Bewertung, Vergleich und Wettbewerb. Der Druck steigt.

Für mich ging es auf’s örtliche Gymnasium. Nach weiteren zwei Jahren in diesem Umfeld begann ich mich sozial aus dem Klassenverband auszuklinken.

Alleine schon das alle zwei Jahre durchgeführte Durchwürfeln aller Gleichaltrigen in neue Klassenverbände brachte mich jedes Mal aus dem Konzept. Gerade war ich einigermaßen hereingewachsen in meine Klasse und all die verschiedenen Charaktere, mit denen ich mich täglich ungewollt auseinandersetzen musste, schon wurde wieder alles auf die Grundmauern niedergerissen.

In dieser Zeit entwickelte ich einen speziellen Kopfschmerz, den ich immer als „Würfel im Kopf“ beschrieb. Bei jeder Erschütterung flog dieser mit seinen spitzen Ecken durch meinen Kopf und bereitete mir so üble Kopfschmerzen, dass ich tagelang nicht aus dem Bett kam. Kein Arzt wollte oder konnte da irgendwas ernsthaft diagnostizieren. “Migräne” fiel ein paar Male. Der Vorwurf des „Simulierens“, also einfach vorzugeben krank zu sein, wurde allerdings immer größer, da meine Fehltage beständig anstiegen.

Ich spürte die Hilflosigkeit meiner Eltern, die versuchten die Problematik zu verdrängen (meine Brüder zeigten eben nicht die gleichen Symptome) und spürte die fehlende Akzeptanz des Großteils meiner Mitschüler*innen aufgrund meiner Fehltage, meines Andersseins, was sie durch ausgrenzendes Verhalten – Bullying – offen zeigten.

Diesem Verhalten zugrunde liegt laut Schulforscher Wolfgang Melzer das Schulklima, nicht jedoch bestimmte Täter- und Opferpersönlichkeiten.

Dies ist ein erneuter Hinweis darauf, dass das Umfeld soziale oder asoziale Verhaltensweisen in uns auslösen kann. Mobbing & Bullying sind heutzutage an der Tagesordnung an fast allen Schulen. Und trotzdem beschäftigen wir uns weiter mit Täter und Opfer, anstatt uns das Umfeld, nämlich das System „Schule“ genauer anzusehen.

Körperliche Auswirkungen durch Schulangst

So quälte ich mich durch die Jahrgangsstufen bis ich Anfang der 11. Jahrgangsstufe mich endlich in der Lage sah zu entscheiden, dass ich mich von der Schule abmelden wollte.

Zu dem Zeitpunkt war ich kaum bis gar nicht mehr in der Lage morgens das Bett zu verlassen, da ich wie gelähmt aufwachte und nicht in der Lage war auch nur ins Badezimmer zu gehen, geschweige denn das Bett zu verlassen. Erst wenn ich mich bewusst und sicher entschieden hatte, dass ich heute nicht in die Schule gehen würde, wurden körperliche Bewegungen wieder möglich.

Ich stellte mich nicht irgendwie an, wie mir damals vorgeworfen wurde, ich fühlte mich tatsächlich gefangen im eigenen Körper. Er machte einfach nicht mehr mit und diese Reaktion war – wie ich später in einer Therapie herausfand – ein Stop-Signal, um mich vor schlimmerem zu bewahren.

Längerfristig hatte ich auch nach der Schule noch viel mit Therapeuten zu tun bis ich letztendlich mit 25 Jahren fühlte, dass ich wieder klar kam.

An dieser Stelle zeigt Erich Fromm, dass er 1980 bereits schon allen um Jahrzehnte voraus war:

“Die Normalen sind die Kränkesten und die Kranken die Gesündesten. […] Wie glücklich der, der einen Schmerz hat, wenn ihm etwas fehlt. Wir wissen ja, wenn der Mensch keinen Schmerz empfinden würde, wäre er in einer sehr gefährlichen Lage. Aber sehr viele Menschen, also die “Normalen”, sind so angepasst, die haben so Alles, was Ihr Eigen ist, verlassen. Die sind so entfremdet, so Instrumente, so Roboter-haft geworden, dass sie gar keinen Konflikt mehr empfinden. Das heisst ihr wirkliches Gefühl, Liebe oder Hass, ist schon so verdrängt, so verkümmert, dass sie das Bild einer chronischen, leichten Schizophrenie bilden.”

Erich Fromm

Das gesamte Zitat (durchaus hörenswert) siehst und hörst du hier auf Youtube:

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Erich Fromm – ganzes Zitat

Von Schulangst zu Schulabbruch: Glück im Unglück

Mir war natürlich zu dem Zeitpunkt, als ich entschied, die Schule zu verlassen oder „abzubrechen“, nicht bewusst, dass der Schulleiter des Gymnasiums mir einen Gefallen tat, indem er mich mit 16 Jahren von der Schule entließ. Anscheinend ohne meine Akte ans Schulamt zurückzusenden.

Ich war zu dem Zeitpunkt noch schulpflichtig, wenn auch „nur“ berufsschulpflichtig, konnte und wollte bei meiner Abmeldung keine Folgeschule nachweisen. Trotzdem bekamen meine Eltern oder ich keine Bußgeldbescheide zugestellt wegen Nichterfüllung der Schulpflicht. Das ist heute allerdings anders. Beim Fernbleiben auch nur über mehr als die übliche Anzahl von Fehltagen, kann heute schon sehr schnell das Jugendamt vor der Tür stehen.

Ich denke, mein damaliger Schulleiter hatte verstanden, dass es mir nur mehr schaden würde, wenn ich weiter zum Schulbesuch gezwungen würde und entließ mich folgenlos.

>>> Auch interessant: Raus aus der Schulpflicht <<<

Ist Schulangst eine “Jugendliche Anpassungsstörung” ? – Therapieversuche einer Gesunden

Schon während meiner Schulzeit mit gerade einmal 13 Jahren wurde ich das erste mal zu einer Psychologin gebracht. Denn das Problem war offenbar klar: Ich.

Dort war ich zweimal, wollte dann nicht mehr hin, da mir der Sinn nicht klar wurde. Ich sah mich ja nicht als krank oder falsch an. Mit 16 Jahren ging ich dann mehr oder weniger freiwillig in Therapie, weil ich wirklich begann zu denken, dass etwas mit mir nicht stimme, wenn ich nicht wie andere Jugendliche zur Schule gehen konnte. Immerhin wurde mir jahrelang gezeigt, wie ich zu sein habe und vorgehalten wie ich nicht bin.

Es wurde eine „jugendliche Anpassungsstörung“ diagnostiziert, die mir nicht weiter benannt oder erklärt wurde. Ich war also das Problem.

  • Ich passte mich nicht an.
  • Ich empfand sehr viel als ungerecht & unfair.
  • Ich funktionierte schlichtweg nicht so, wie ich sollte, damit aus mir eine vollwertige, anständige Arbeitskraft wurde, die für Steuereinnahmen sorgte.
  • Ich hinterfragte zu viel und stellte Regeln in Frage, die niemand sonst aus meinem Umfeld offen kritisierte oder sich dran zu stören schien.
  • Ich bekam verschreibungspflichtige Medikamente, die dafür sorgen sollten, dass mir kurzfristig alles etwas egaler wurde.

In der Zeit nach dem Schulabbruch und bis heute wurde und werde ich von fast allen meinen damaligen Mitschüler*innen gemieden (sogar dieser Artikel machte die Runde unter ihnen und führte natürlich zu Aufruhr).

Es gibt glücklicherweise trotzdem einige wenige Ausnahmen, die mir in dieser Zeit eine große Stütze waren, auch wenn sie damals nicht wussten, wie es in mir aussah.

Ein Kind, das von seinen Mitschüler*innen abgelehnt wird, hat zudem selten noch anderweitig viele Freunde und Bekannte.

Aufgrund der vielen Stunden, die es in der Schule verbringt, bleibt nicht viel Zeit außerhalb der Schule Freundschaften zu schließen. Zu der Ablehnung kann sich also auch schnell Einsamkeit gesellen. Diese Schlussfolgerung bringt auch die Frage “Und was ist mit der Sozialisation?” mit sich, die beim Thema Freilernen häufig gestellt wird.

Was nicht gesehen wird, ist, dass es natürlich auch außerhalb der Schule genügend Möglichkeiten gibt, neue Freundschaften zu schließen. Sofern die Zeit dafür vorhanden ist. Und die hatte ich ja nun endlich durch den Schulabbruch und zudem das Glück, dass Internetforen, studiVZ und Facebook so stark am Wachsen waren, dass ich mich vor Input und neuen Kontakten kaum retten konnte. Endlich war ich in der Position, mir meine Freunde selbst auszusuchen und nicht mit denen mir durch den Klassenverband und mein Geburtsjahr zugeteilten Menschen vorlieb nehmen zu müssen.

Hast du dich schon mal gefragt, wie sinnvoll es tatsächlich ist, einen Haufen Gleichaltriger auf einen Haufen zu schmeißen? Wie viel positive soziale Interaktion da wirklich draus entstehen kann, wenn es keine Vorbilder gibt?

Dass nicht ich selbst das Problem war, fand ich leider erst sehr viel später raus. Es hätte mich vor sehr viel Leid bewahrt.

Fazit zur Diagnose Schulangst – was nun?

Schulangst war mir und meinem Umfeld damals noch kein Begriff und auch heute wird sie noch gerne mit einer abwinkenden Handbewegung abgetan oder aber von anderen Seiten auch schon als krankhaft angesehen.

Schulangst wird diagnostiziert oder in den Raum geworfen, wenn ein junger Mensch Probleme in Bereichen der Schule hat. Dazu zählen nicht nur der Leistungsdruck oder eine Bewertungsangst, sondern auch das soziale Umfeld wie etwa Bullying durch andere Schulkinder und Lehrkräfte.

Nicht selten werden aber auch Probleme im familiären Umfeld herangezogen, um diese Diagnose zu untermauern. Wenn das passiert, werden Eltern und Betroffene damit alleine gelassen. Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten Kinder zuhause keine bis wenige Symptome zeigen.

Bist du in der Situation, dass bei dir oder deinem Kind Schulangst im Raum steht oder erkennst du dich hier im Text wieder, zählt in erster Linie, wie damit zuhause umgegangen wird. Ob du ernst genommen wirst, ob du dich bedingungslos geliebt und gesehen fühlst oder ob man wie ich als „Simulantin“ oder ähnliches von Lehrkräften, anderen Schulkindern und sogar den eigenen Eltern abgetan wird. Versuch die Schwierigkeiten klar zu benennen und lass dir niemals einreden, dass du falsch bist, wie du bist.

Das kranke (Schul-)System

Auf ein krankes System reagiert jeder Mensch anders:

Manche werden empathielos, weil sie selbst keine Empathie erfahren haben. Andere kennen sich und ihre Emotionen nicht, weil sie diese nie leben durften, um einen Umgang mit ihnen zu erlernen und wieder andere werden körperlich krank als Ausdruck dieses kranken (Schul-)Systems.

Das alles sind nur Symptome und noch keine zu behandelnde Krankheit. Die Symptome verschwinden, wenn sich das System, das sie erst erschaffen hat, ins Positive verändert. Oder wenn du das System verlässt, weil Veränderung sonst nicht möglich ist.

Ich fühlte mich in der Schule permanent bevormundet und gedrängt zu Dingen, an denen ich kein Interesse hatte. Die „Angst“ vor der Bewertung, die regelrecht Empörung in mir hervorrief, ging so weit, dass ich am Ende Einträge mit „Leistungsverweigerung“ im Klassenbuch bekam oder Klausurenhefte ohne Aufgaben zu lösen lediglich mit meinem Namen und einen Datum versehen abgab. Wer nicht liefert, kann auch nicht bewertet werden. Das war die Logik dahinter und mein persönlicher Beginn aus dem kranken Schulsystem auszusteigen, um gesund zu bleiben.

Sich ausgrenzen und nicht dazugehören

Selbstverständlich war ich mit meinem neuen, nicht angepassten Verhalten einigen Lehrkräften ein noch größerer Dorn im Auge, obwohl ich bis dahin eher als zurückhaltend und reif für mein Alter galt. Ich grenzte mich so selber aus und wurde ausgegrenzt – ein fließender Übergang. In dieses System wollte ich nicht gehören.

Und ein bisschen bin ich auch froh darüber. Nicht nur ein bisschen. Denn so habe ich mir meine Natur erhalten, nicht einfach alles mitzumachen, sondern zu hinterfragen, immer wieder nachzuhaken und Dinge auch einfach sein zu lassen, wenn ich merkte, dass sie mir nicht gut taten. Mittlerweile kann ich finanziell von dieser Denkweise leben, weil sie mich immer wieder zu neuen Ideen inspiriert und mein Denken mit jeder Idee noch freier und wilder wird!

>>> Auch interessant: Wie du einem Freilerner (mit deinem Mindset) die Zukunft verbaust <<<

Das zu erkennen, war ein langer Prozess, benötigte viele Therapieversuche und viel Input anderer Menschen. Die damit verbundenen Schmerzen psychischer und auch physischer Art möchte ich trotz allem niemandem wünschen und schon gar nicht meinen eigenen Kindern.

Es mag nun auch einleuchten, dass ich um alternative Wege bemüht bin und meine Kinder den Weg des Freilernens öffne. Aber auch ohne diese sehr prägsamen Erfahrungen der Schulangst würde ich an ihm festhalten, sofern es meine Kinder möchten, denn für ein respektvolles Miteinander ist die selbstbestimmte Bildung unerlässlich.

Bist du interessiert am Freilernen, weil du selbst oder dein Kind nicht mehr zur Schule will? Schau mal in das große FAQ Unschooling / Freilernen rein!

Wenn du Mama oder Papa bist und Schulangst oder ähnliches bei deinem Kind bemerkst, bitte nehmt es ernst! Hofft nicht darauf, dass alles einfach verschwindet, denn diese Probleme wachsen am besten, wenn sie ignoriert werden. Vielleicht nicht sofort in den nächsten Jahren, aber sie werden die Leben deiner Kinder auf ungeahnte Weise negativ beeinflussen. Bist du selbst vielleicht auch davon betroffen (gewesen)?

Bitte schreib mir deine Erfahrungen zur Schulangst hier unten in die Kommentare

Hanna

Hanna

Hanna, Mama von zwei freilernenden Wildfängen, reist seit 2019 Vollzeit mit ihrer Familie im Wohnmobil. Mit Blog, eBooks und Kursen hilft sie als Online Marketing Strategist anderen freiheitsliebenden Familien dabei, ihren eigenen Weg in die Unabhängigkeit zu finden.

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6 Kommentare

  1. Danke für Deinen Erfahrungsbericht!

    Meinen Kindern geht es leider so wie es Dir erging. Einer von den beiden, ist mittlerweile so krank, das jeglicher Ausflug – auch wenn er zu Verwandten ist – mit starken körperlichen Beschwerden belastet durchgeführt wird.
    Arztbesuche sind kaum möglich, Behördengänge gar nicht – mein Kind ist nicht mehr handlungsfähig. Kann sich nicht mehr bewegen.

    Es ist so schmerzhaft für ihn und für mich als Mutter.

    Antworten
    • Hallo 🙂
      Vielen lieben Dank, dass du das mit uns hier teilst. Es tut mir sehr leid, dass es deinen Kindern aktuell wie mir damals geht. Ein erster Schritt zur Heilung ist das Erkennen und der ist gemacht!
      Aus eigener Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass die meisten Grenzen nur in meinem Kopf sind. Wie sähe ein Leben für dich und deine Kinder aus, in dem sie nicht psychisch und physisch heil wären? Vielleicht hilft euch die Vision und ein Hinarbeiten auf dieses Ziel.

      „Wir können Probleme nicht lösen, indem wir auf die gleiche Art und Weise denken, wie zu dem Zeitpunkt, zu dem wir sie haben entstehen lassen.“ ~Albert Einstein

      Ich wünsche euch nur das Beste! Wenn du magst, können wir gerne in Kontakt bleiben. Ich würd mich freuen!
      Sonnige Grüße
      ~ Hanna

      Antworten
      • Danke für deinen Beitrag. Mir erging es ähnlich wie Dir in meiner Schulzeit und meine Tochter hat das selbe Problem. Es fing am ersten Schultag an und zieht sich bis heute durch. Ich möchte sie so gerne da raus holen, vor allem habe ich während Corona gemerkt, dass sie zuhause viel besser lernt. Sie kam zurück und war Klassenbeste. Das hat ganz schnell ins Gegenteil umgeschlagen, als sie wieder in der Schule war. Leider hab ich keine Ahnung wie ich das hin bekomme, ohne dass es Probleme mit dem Schulamt/Jugendamt gibt. Eigentlich möchten wir erstmal hier in Deutschland bleiben. Ich merke dass es ihr nicht gut tut und sie sagt das auch. Allerdings habe ich noch eine Teenie Tochter, die auf keinen Fall hier weg möchte. Wenn du irgendwelche Tipps für mich hast, immer her damit.

        Antworten
        • Hallo Nadja,

          ich kann deine Zwickmühle gut nachfühlen. Tatsächlich kann ich dir, wenn ihr Deutschland nicht verlassen könnt, nur raten, dich mit Schulamt und Jugendamt auseinanderzusetzen. Wenn du da Unterstützung brauchst von Menschen, die das schon gemacht und die da schon oft mit anderen Familien durch gegangen sind, dann wende dich an den bvnl.de und dort speziell an Kristin Lehmann. Sie kann dich direkt darüber aufklären, was passiert und welche Möglichkeiten du hast.

          Ich wünsch euch als Familie viel Kraft, denn das ist wahrlich keine schöne Situation.

          Antworten
  2. Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Auch ich war bereits ein Kind das große Probleme hatte mit Anpassung. Mein Sohn leidet so sehr in der Schule. Ich möchte nun endlich einen Weg finden um unabhängig zu arbeiten. An anderen mangelt es tatsächlich nicht. Ich habe bereits versucht eine eigene Website zu bauen,leider war es doch sehr schwierig über WordPress. Deshalb freue ich mich schon sehr auf euren Workshop, damit ich meinen Sohn endlich aus der Schule nehmen kann. Er bleibt oft zuhause, und ich unterstütze ihn dabei. Jedoch wird der Druck seitens der Schule immer größer, da Fehlzeiten natürlich nicht gerne gesehen sind. Liebe Grüße Geremia

    Antworten
    • Hey Geremia,

      ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und es tut mir sehr leid, dass du und dein Sohn auch dadurch gehen musstet/müsst. Trag dich gerne in meinen Newsletter ein, dort bekommst du alle Neuigkeiten mit zu möglichen Workshops, Webinaren oder Kursen und natürlich auch weitere Infos zum ortsunabhängigen Arbeiten.
      Ganz liebe Grüße!

      Antworten

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