Maut in Polen

Vorsicht: Die neue Maut in Polen – Maut (nicht nur) für Wohnmobile über 3,5t

Jul 16, 2023 | 9 Kommentare

Es war eine spontane Aktion: Lass‘ uns doch den Sommer in Polen verbringen. Ich hatte so viel schönes gehört und so wollten wir uns selbst davon überzeugen. Gesagt, getan. Direkt nach der Grenze auf Höhe Stettin fahren wir ab, um uns zu registrieren für die Maut in Polen.

Was sonst lediglich ein paar Minuten in Anspruch nimmt, dauerte weit über drei Stunden. Warum du aufpassen musst, dass du nicht abgezockt wirst, liest du hier. Aber von vorne…

Maut in Polen: Neuer Name, neues System

Wir lasen vorab im Netz bei polen.travel, dem polnischen Fremdenverkehrsamt nach, wie das Ganze abläuft. Dort stand beschrieben, dass man sich als Wohnmobil die ViaBox ausleiht, eine sog. OBU – On Board Unit, die per GPS die Strecke trackt, die wir auf polnischen Mautstraßen zurücklegen. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten: Diese Informationen sind teilweise veraltet!

Seit 1. Oktober 2021 läuft die Maut in Polen anders ab. Das System heißt nun nicht mehr Via-TOLL, sondern e-TOLL, auch wenn der GoogleMaps-Eintrag an der Grenze noch etwas anderes sagt. Wäre es nur das gewesen…

Der ADAC informiert zwar zur Maut in Polen zum Zeitpunkt (Sommer 2023) über den Wechsel, jedoch nicht darüber, dass die sog. OBU nun zu kaufen und nicht mehr gegen Kaution zu leihen ist! Du wirst weitergeleitet auf die offizielle Website von e-TOLL, musst hier aber ganz genau lesen, dass es sich um einen Kauf handelt (siehe hier).

Achtung: Es gibt auch private Streckenabschnitte, für die gesondert Maut vor Ort entrichtet werden muss.

Wie funktioniert die Maut in Polen?

Um die Maut in Polen zu entrichten gibt es für Fahrzeuge über 3,5t grundsätzlich nun drei Möglichkeiten:

  1. Externes Ortungsgerät (ZSL) (für den regelmäßigen Güterverkehr wohl nützlicher)
  2. Kauf eines Sendegeräts (OBU) für 150 Euro (für den nicht so regelmäßigen Güterverkehr)
  3. kostenlose App (möglicherweise für Touristen, aber auch für den Güterverkehr)

Um die App oder die OBU zu nutzen, ist es notwendig, dass man sich im System registriert. Das geht entweder über die App selbst, aber auch an einer Mautstelle in Grenznähe bei e-TOLL. Du bekommst eine Business-ID zugewiesen, die mit deinem Benutzerkonto verknüpft ist. Über die App sollst du in der Lage sein, deine Kosten einzusehen und auch zu zahlen.

Für Reisende im Wohnmobil oder Gespann über 3,5t ist immer dringend zu empfehlen, die kostenlose mobile App für die Maut in Polen zu nutzen! Hier ist natürlich sicherzustellen, dass die App auf deinem Smartphone während der Fahrt läuft und du GPS und Internet herstellen kannst (obwohl ich denke, dass GPS reicht).

Viel mehr kann ich an dieser Stelle zu der App gar nicht sagen, da wir „gezwungenermaßen“ die OBU nutzen, die uns 150 Euro kostete. Wie es dazu kam:

Die Masche, um Touristen abzuzocken, die Maut in Polen bezahlen müssen

Ich muss mit mir ringen hier von „Masche“ zu schreiben, aber nach dem Theater mit der e-TOLL Mitarbeiterin fällt mir dazu nichts anderes mehr ein. Zudem wurde ich von anderen Reisenden darauf hingewiesen, dass eine ähnliches Vorgehen auch in anderen Ländern angewandt wird. Aber lies selbst:

Vielleicht weißt du bereits aus anderen Ländern wie Tschechien oder Österreich, wie das Mautsystem mit einer On Board Unit funktioniert (für Tschechien guck mal hier: Maut in Tschechien – Einfach und überraschend günstig durch Böhmen im Wohnmobil über 3,5t.

Normalerweise – und so auch die Maut in Polen laut meiner Recherche bis Oktober 2021 üblich – bezahlst du bei Ankunft im Land eine Kaution für die OBU, lädst einen gewissen Geldbetrag auf (Prepaid) und gibst diese On Board Unit bei Verlassen des Landes wieder an einer Mautstelle ab, wo du entweder direkt die Kaution und einen möglicherweise vorab zu viel geleisteten Geldbetrag zurück bekommst oder er dir in den folgenden Tagen auf dein Konto überwiesen wird.

Mit den Informationen des Polnischen Fremdenverkehrsamts (Screenshot siehe unten), dass es sich um eine Verleih-Box handelt und den Erfahrungen, wie es üblicherweise funktioniert (und natürlich auch Sinn macht), ging Marc nun also zur polnischen Mautstelle, um die Maut in Polen zu entrichten. Dass hier nun vor Ort e-toll und nicht Via-Toll dran stand, fiel erstmal nicht weiter auf, da z. B. in Bulgarien das selbe Mautsystem auch mal durch BG Toll und mal durch Tollpass vertreten wird. Mehr dazu hier: Die neue Maut: Durch Bulgarien im 7,5t Wohnmobil

Marc wurde vor die Wahl gestellt, ob er die OBU bezahlt oder die Registrierung für die App macht. Wir dachten, es sei einfacher die OBU zu nutzen, da wir so nicht permanent auf einen geladenen Akku und eine ausreichende Verbindung achten müssten, da es ja nicht unüblich ist, dass eine App mal spackt oder der Ladenstand des Smartphones nicht ständig überprüft wird. Zudem machte die Dame am Schalter auch direkt die Registrierung für uns im System. Super Sache, dachten wir.

„Wo kann ich die Box zurückgeben und wird die Kaution zurück überwiesen oder bar ausgezahlt?“, fragte Marc nach dem abgeschlossenen Bezahlvorgang. Das Gesicht der Dame verfinsterte sich sofort und sie sagte knapp: „Sie haben die Box gekauft, sie wird nicht zurückgegeben.“

Was? Ich habe eine Box für 150 Euro gekauft und ich bekomme auch nicht das möglicherweise zu viel gezahlte Geld für die Mautgebühr selber zurück?

Nein. Sie ließ absolut nicht mit sich sprechen, verschränkte nur die Arme und schien sogar ein kleines bisschen amüsiert darüber, dass wir nicht wussten, dass wir gerade einen Kauf getätigt hatten und keine Kaution bezahlt haben. Ihr sei nicht bekannt, dass es sonst anders üblich sei (und auch in Polen selbst üblich war vor kurzer Zeit). Wir wurden zu keinem Zeitpunkt von ihr darauf hingewiesen, dass sich die Maut in Polen erst vor kurzem geändert hatte und ihr war bekannt, dass wir Touristen sind, die mit Kindern reisen und daher überhaupt gar keine Verwendung haben für eine so teure Box.

Kurz: Ihr war deutlich anzusehen, dass ihr von vornherein klar war, dass es keinen Sinn für uns macht, eine OBU zu kaufen, wenn wir doch einfach die kostenlose App nutzen könnten, anstatt 150 Euro in den Wind zu schießen. Sie war lediglich darüber verärgert, dass uns dies direkt nach dem Kauf aufgefallen war und nicht erst beim Verlassen des Landes beim Versuch die Box zurückzugeben bei einem Kollegen.

Da sie meinte, es gäbe keinen Vorgesetzten und sie sei hier nur angestellt (muss man zwei mal lesen…), riet sie uns das mit der Service-Line von e-Toll zu klären. Also riefen wir dort an und hatten einen sehr verständnisvollen und hilfsbereiten Mitarbeiter am Telefon, der sich auch noch mit seinen Kollegen kurzschloss, um um uns zu beraten. Er bestätigte, dass die Dame die Box sehr wohl zurücknehmen sollte und auch, dass sie einen Vorgesetzten haben müsste. Er teilte ihr dies auch selbst mit, sie diskutierte laut mit ihm am Telefon, so wie sie sich auch uns gegenüber gab.

Trotz allem stellte sie sich weiterhin stur und meinte sowas wie „gekauft ist gekauft“ und tat so, als würden wir fordern, dass sie uns die 150 Euro aus ihrer eigenen Tasche zurückzahlen sollte. Es wirkte alles so unglaublich theatralisch und einstudiert und einfach absolut bescheuert. Auch die dazu gerufene Polizei (sorry, typisch Deutsch, aber um 150 Euro wollte Marc sich nicht bescheißen lassen) meinte nichts machen zu können, als sie darauf hinzuweisen, dass sie die Box zurücknehmen soll, was sie nicht tat.

Ende vom Lied: Wir sollen eine Beschwerde gegen die Mitarbeiterin bei e-toll einreichen. Unser Geld werden wir wohl nie wieder sehen. Zudem haben wir nie Zugangsdaten bekommen, um online irgendwo einsehen zu können, wieviel wir von dem im Voraus gezahlten Geld schon verbraucht haben, was laut sehr knapper und nur in polnisch verfasster Anleitung jedoch irgendwo möglich sein soll.

Im Nachhinein haben wir dann auch mal die Google Maps Bewertungen der Mautstelle angesehen und festgestellt, dass wir nicht die einzigen sind, die nicht auf diesen Umstand hingewiesen wurden.

Fazit zur Maut in Polen für Wohnmobile über 3,5t

Du kaufst eine OBU in Polen und leihst sie nicht nur, wie in anderen Staaten mit OBU-Systemen, zu denen Polen selbst bis Ende 2021 gehörte. Auf diesen Umstand wirst du bei der Zahlung möglicherweise nicht hingewiesen. Ein Zurückgeben ist nicht vorgesehen.

Benutze auf jeden Fall die mobile App oder suche dir mautfreie Strecken durch Polen. Letzteres ist für kinderlose Reisende sicherlich eine entspannte Variante. Mit Kindern macht es einfach keinen Spaß große Umwege in Kauf zu nehmen, nur weil man die Maut sparen will.

Hanna

Hanna

Hanna, Mama von zwei freilernenden Wildfängen, reist seit 2019 Vollzeit mit ihrer Familie im Wohnmobil. Mit Blog, eBooks und Kursen hilft sie als Online Marketing Strategist anderen freiheitsliebenden Familien dabei, ihren eigenen Weg in die Unabhängigkeit zu finden.

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9 Kommentare

  1. Vielen Dank für eure Informationen. Wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht und haben deshalb Polen erstmal von gestrichen. Übrigens funktioniert die App auch nicht. Liebe Grüße Stephan

    Antworten
    • Hey Stephan, das klingt ja richtig mies! Wenn du magst, erzähl gerne, was bei euch passiert ist und inwiefern die App nicht funktioniert. Interessiert sicher auch noch andere hier 😀
      Beste Grüße!

      Antworten
  2. Vielen Dank für die Information.
    Schön das du Deine Erfahrungen mit und teilst.
    Das ist für mich alles sehr hilfreich.
    Ich würde auch gerne wissen warum die App nicht funktioniert.
    LG Helmut

    Antworten
    • Bin auch gespannt. Habe mittlerweile auch positive Nachrichten zu der App-Funktion erhalten, die ich hier bald mit euch teilen werde. Die Einrichtung der App kann sich wohl ein wenig in die Länge ziehen… 😀

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      • Bin August 2023 mit womo über 3.5 to durch Polen bis Slowakei gefahren. In der Zeit wurden alle Strecken mautfrei befahren, weil die Regierung das angeordnet hat. Sie wollten wieder gewählt werden.
        habe im Nachhinein auch keine Forderungen erhalten, nur mal so gr Joey

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        • Spannend! Davon hat man uns im Juli nix erzählt und auch andere Reisende im August haben diese Info nicht bekommen. Wo kam sie her?

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      • Ich verstehe das Mautsystem in Polen nicht.Wir sind seit über 30 Jahren immer wieder mal in Polen unterwegs.Aber jetzt ist für uns Polen erstmal keine Reise mehr wert.Das Mautsystem soll so modern sein und es ist so modern das es keiner versteht.Wir haben viele Leute in Polen getroffen die keine von der Maut hatten obwohl sie hätten sie bezahlen müssen. (für Wohnmobile über 3,5 t)Hallo liebe Leute von der polnischen Mautgesellschaft schaut euch mal das Mautsystem von Norwegen an das ist 100 mal moderner als eures.Man fährt einfach durchs ganze Land ohne sich irgendwo registrieren zu müssen (Nummernschild wird gescannt)und man bekommt nach einigen Wochen die Rechnung nach Hause geschickt.Oder man bestellt sich einen Chip (kostenlos)der dann im ganzen Land gültig ist und über Kreditkarte bezahlt wird.Das ist für mich ein modernes System,nicht dieses undurchschaubare von euch.

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  3. Hallo Auch – Reisende; auch von uns, maximalen Dank fürs Notieren der Beobachtungen!
    Wir vermissen nun allerdings die Fortsetzung; seit September 23 ist ja schon wieder ein halbes Jahr um. Kann man die App nun ‚mit hoher Wahrscheinlichkeit‘ installieren und auch nutzen; oder sind richtige Probleme zu erwarten. Für uns wird eure geschätzte Auskunft davon abhängen, ob wir effektiv die geplante Route wählen werden.
    Gruss und Danke im voraus;
    die Merlin-Crew aus der Schweiz

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    • Heyho!
      Wir reisen so schnell nicht mehr nach Polen ein mit 7,5t, daher gibt es von uns keine persönliche Fortsetzung. Es soll aber mit der App durchaus möglich sein, wenn man das Registrierungsverfahren hinter sich gebracht hat. Scheint zu funktionieren, Ausnahmen bestätigen die Regel.

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