Eine Frage, die sich vermeintlich selbst widerspricht, ist die, welches Material wir zum Freilernen nutzen, um unseren Kindern rechnen, lesen und schreiben u.s.w. beizubringen. Doch wer bringt hier wem was bei?
Es gibt so viele verschiedene Freilerner, wie es Sand am Meer gibt
Beim Freilernen gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Rein von der Definition her ist das Freilernen mit dem Unschooling gleichzusetzen. Es geht hier um vom Kind selbstbestimmte Bildung. Trotz allem nutzen manche Freilerner auf Wunsch des Kindes Schulmaterialien, die sie wie beim Homeschooling durcharbeiten. Je nach Alter und Bedürfnissen schaffen sich die jungen Menschen selbstständig feste Zeiten zum Lernen oder nehmen sich bestimmte Themen vor, die sie eventuell sogar in die gängigen Fächer einteilen.
Wichtig ist, dass, wenn solche Strukturen gelebt werden, diese vom Freilerner selbst kommen und nicht von außen (evtl sogar noch mit Druck) aufgedrängt werden.
Unter den Begriff (Radical) Unschooling tummeln sich oft diejenigen, die kein spezielles Material nutzen, sondern die Situationen im Alltag nehmen, wie sie kommen. Sie erklären, wenn Fragen aufkommen oder suchen mit den Kindern gemeinsam nach Lösungen. Materialien werden auf Wunsch selbstverständlich zur Verfügung gestellt.
Aus meinem Alltag kann ich bestätigen, dass es meist sehr viel mehr Fragen gibt, als ich sofort Antworten darauf finde und so gibt es immer wieder Gründe gemeinsam Neues zu lernen.
Die meisten Freilerner, die ich bisher kennenlernen durfte, stehen irgendwo dazwischen. Mal gibt es Phasen, in denen mehr Material verlangt wird und mal solche, in denen gar nichts gebraucht wird, was irgendwie Ähnlichkeit hätte mit gängigen Lernmaterialien.
Freilernen: Sind wir Homeschooler oder Unschooler?
Auch wenn wir stark in Richtung Unschooling tendieren, so haben wir doch gewisse Materialien da, die wir unseren Kindern zur Verfügung stellen. Sie haben diese zur freien Verfügung und können damit arbeiten, wann und wie lange sie möchten. Einige dieser Materialien möchte ich dir vorstellen. Das eine oder andere wird dir sogar seltsam bekannt vorkommen und eher als „Spielzeug“ verbucht worden sein.
Wie lernen Kinder Lesen und Schreiben beim Freilernen?
Zum Lesenlernen benutzte unserer (damals) siebenjährige Tochter alles, was sie an Buchstaben in ihrer Umwelt gefunden hat. So las sie im Auto beim Vorbeifahren Straßenschilder, Namen von Geschäften und was sie sonst noch so alles fand. Meist kam dann ein „Mama! Da steht „Hotel“!“ vom der hinteren Sitzbank, was mich jedes Mal zum Schmunzeln brachte.
Sie dachte jedoch einige Zeit, dass Lesen einfach übelst schwer sein muss und traute sich an nichts heran. Als sie aber plötzlich Erfolgserlebnisse hatte, begann sie eifrig – meist für sich ganz heimlich – Worte zu entziffern. Bestens daran zu erkennen, dass sie angestrengt auf ein Wort starrte und sich ihre Lippen dabei bewegten. Dann der Begeisterungsschrei, wenn das, was sie soeben gelesen hat, für sie auch wirklich Sinn ergab! Es war eine riesige Freude sie so eifrig etwas lernen zu sehen, wofür man angeblich jahrelang in die Schule gehen muss.
Es macht generell sehr viel Spaß meinen Kindern beim Spielen damit zuzusehen. Ganz besonders wichtig finde ich, dass die Motivation dafür aus ihnen selbst kommt, auch „intrinsische Motivation“ genannt. Keine Kämpfe, keine belastete Beziehung und dafür ganz viel nachhaltige Bildung.
Viele der Eltern, die pandemiebedingt zu Homeschooling Eltern* wurden, können wohl ein Lied davon singen, wie es ist, der verlängerte Arm der Lehrkraft zu sein. Auch die Auswirkung auf die Beziehung zu ihren Kindern sei hier nicht außer Acht gelassen.
*Ich bevorzuge eigentlich den Begriff Coronaschooling, weil es einen beträchtlichen Unterschied ausmacht, ob man als Eltern gezwungen wird, die Kinder selbst zu unterrichten oder ob man sich aus freien Stücken dazu entschieden hat. Zudem nehmen die Freiwilligen auch selbst Einfluss auf Dauer, Thema, Menge etc. und können normalerweise Möglichkeiten anbieten, Museen zu besuchen und anderen bildenden Aktivitäten nachzugehen.
Trotz unseres sehr freien Ansatzes haben bzw. hatten unsere Kids diese Materialien zur freien Verfügung, die das Interesse an Buchstaben auch ganz nebenbei wecken.
Die Produkte hier sind mit Werbelinks (sog. Affiliate Links) verlinkt und mit einem *-Sternchen gekennzeichnet. Du hast keinerlei Nachteile, ich bekomme jedoch eine geringe Provision (oft Cent-Beträge :D).
Du darfst dir aber sicher sein, dass ich dir hier nichts empfehle, das ich nicht wirklich für hilfreich & wertvoll halte. Die Einnahmen ermöglichen mir hier weiterhin über das Freilernen, Reisen mit Kindern und den Online Business Aufbau zu schreiben. Jetzt aber los:
Lesen lernen beim Freilernen
Lesen lernen mit dem „ABC der Tiere“ – Poster
Dieses Poster* hängt schon seit unsere Große drei oder vier Jahre alt war immer gut sichtbar im Raum oder Wohnmobil (im Wohnmobil in etwas kleiner). Sie schaute selbstständig nach, welche Buchstaben sie wohl gebrauchen kann, wenn sie ein Wort oder einen Namen schreiben wollte oder wie ein Buchstabe klingt. Auch mein Sohn hat damit alle Buchstaben ganz nebenbei gelernt.
Dies war von allen die lohnenswerteste Investition für echt kleines Geld!
Lesen lernen mit Mini Lük von Westermann
Aus meiner Grundschulzeit habe ich im Keller meiner Eltern noch ein Mini Lük* gefunden. Dann und wann wird begeistert damit gespielt und so das Gehör schult. Da meine Version aus den 1990ern stammt, habe ich dir eine möglichst ähnliche Version hier verlinkt.
Der Westermann Verlag hat sich in der Zwischenzeit ganz viele neue und ansprechendere Hefte* ausgedacht, die weit übers Lesen- und Rechnenlernen hinausgehen.
Lesen lernen mit tiptoi
Wen das Mini Lük nicht mehr hinter der Ofenbank hervorlockt, der kann sich vielleicht mehr für Tip Toi begeistern!
Buchstaben richtig hören üben die Kinder, indem sie mit dem Tip Toi Spiel Buchstabenburg* spielen. Hier spielen sie gegen einen Drachen um einen Schatz!
Bei Magors Lesezauber* helfen die Kinder dem Zauberer Magor einen Raben zu fangen und lernen dabei ganz beiläufig die ersten Buchstaben zu erkennen.
Das Tip Toi Buch Erste Buchstaben* (heißt jetzt: Meine Lern-Spiel-Welt*)hat den Kids einen wunderbaren ersten Einstieg in die Welt der Buchstaben ermöglicht. Mit den vielen Minispielen und Erklärungen war dies genau das richtige, wenn sie sich ohne Mamas Augen in dieser Welt umschauen wollen.
Den Tip Toi Stift* gibt’s hier ebenso, wie auch viele weitere Bücher:
Als sich unsere Tochter nicht mehr mit einzelnen Buchstaben zufrieden gab, kam der konkrete Wunsch auf lesen zu lernen. Es ging ihr einfach nicht schnell genug, weshalb wir uns entschieden die Silbenfibel von Mildenberger* anzuschaffen. Mal las sie darin mit Begeisterung ein paar Seiten, dann wieder monatelang gar nicht und wollte auch gar nichts davon wissen.
Auch das gehört dazu, denn Kinder wissen selbst am Besten, wann ihre „Fenster geöffnet sind“ um etwas zu erfassen und wann etwas ganz anderes dran ist. Mit der Silbenfibel lernte sie nun einzelne Buchstaben zu Wörtern zusammenzufassen. Hierzu gibt es auch ein Schreiblerngang und Übungsheft.
Update: Probiert euch aus! Nach einiger Zeit wurde der Wunsch meiner Tochter sehr groß, Englisch zu lernen und so begann sie mit einem Englisch-Online Programm, in dem sie zeitgleich auch Englisch lesen lernte. Schnell fiel mir auf, dass sie Englisch viel schneller lesen konnte als Deutsch. Ich schaute genauer hin und entdeckte, dass sie sich viel leichter tat, ganze Wörter zu lesen, sie direkt zu erkennen und dabei auch zu begreifen, was sie da grad las, als ein Wort erst in seine Silben zu zerlegen oder aus buntgefärbten Silben zusammenzusetzen.
Mit dieser Erkenntnis packten wir die Silbenfibel weg und es dauerte nicht lange und sie las genauso flüssig Deutsch, wie sie Englisch las.
Meine Tochter ist aber nicht dein Kind, weshalb ich dir diese Möglichkeit der Silbenfibel trotzdem zeigen möchte. Beobachte dein Kind genau, dann wirst du herausfinden, auf welche Art es sich am liebsten und besten mit dem Lesen und Schreiben befassen mag.
Conni aus dem Carlsen Verlag
Kommt dein Kind gut mit der Silben-Methode klar, schau dir für mehr Abwechslung und interessantere Texte die Silbenbücher von Conni an. Conni-Fans finden in den Silben-Geschichten zum Lesenlernen* erste Geschichten zum Lesenlernen und in den Übungsheften* abwechslungsreiche Aufgaben. Mehr Rätselspaß und weniger langweilige Wiederholungen. Es handelt sich um eine ganze Reihe mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, so dass es nicht zu langweilig oder überfordernd wird.
Rechnen lernen beim Freilernen
Gezählt wird bei uns alles. Krümel, Kaffeetassen, Dinosaurier, Legosteine… einfach alles. Ganz beiläufig wurden 1 + 1 zusammengezählt oder abgezogen.
Freilernen macht z. B. super Spaß mit den Fiete Lernapps und die Bildschirmzeit wird auch gut genutzt. Als Eltern kann man sogar in Statistiken schauen und sieht genau, welche Bereiche wunderbar klappen. Oder man lässt den Kids einfach ihren Spaß ;), denn es gibt beim Freilernen kein „hinter sein“ oder vergleichen.
Ein ganz simpler, selbstgebastelter Zahlenstrahl und unsere zehn Finger dienen hier aber hauptsächlich zum Rechnen und so bildete sich mit der Zeit ein Verständnis zu Mengen und Größen bis hin zu unserem Geldsystem.
Wenn unseren Kindern nach Rätseln und Knobeln ist, dann schauen sie aber trotzdem gern in unsere Materialen, denn sie lieben alltagstaugliche Textaufgaben. Für sie hat das auch nichts mit Mathematik zu tun, sondern einfach mit ein wenig Knobeln, sich auf die Suche nach einer Lösung machen und das Gehirn anschmeißen.
Rechnen lernen mit dem Abakus / Rechenschieber
Kein Witz! Die Dinger gibt’s noch immer und solange wir unsere Kinder nicht zwingen damit zu rechnen, spielen sie von ganz alleine mit großer Begeisterung mit Mengen. Bei der Auswahl ist mir persönlich wichtig, dass die Fünfer-Gruppen leicht zu erkennen sind, so wie es beim Abakus von Wissner* der Fall ist. Aber auch ohne die Trennung, mit farblich ansprechenderer Gestaltung wie beim Abakus von Kindsgut*, bleibt der Lerneffekt nicht aus!
Rechnen lernen mit tiptoi
Wie du gemerkt hast, sind wir ziemliche tiptoi-Fans (bis die Kids da rausgewachsen sind)!
Auch beim Zählen und Rechnen wird sich ein tiptoi Stift geschnappt und los geht’s. Im Buch tiptoi Lern-Spiel-Welt Zahlen und Mengen gibt’s wieder eine Menge Minispiele und ganz viel zum Zählen. Auch von Tip Toi gibt es weiterführende Bücher mit erhöhten Schwierigkeitsgraden, so dass es nie langweilig wird. Und das Beste: Sie lernen es einfach nebenbei mit Spaß. Spielen ist Lernen!
Mit dem Spiel Rechenspaß mit Taschengeld* gehen die Kids bei uns einkaufen und kaufen sich mit ihrem Spielgeld die ganze Einkaufsliste hoch und runter. Irgendwann wurde ihnen das Spielgeld zu langweilig, deshalb benutzen wir meist echte Münzen. Der Zahlenraum bis 100 wird so ganz spielerisch verstanden. Weitere Spiele:
Auch beim Freilernen sind Rechnen & Lesen sozusagen die Basics, allerdings ist das Leben viel bunter als diese zwei Themenbereiche, weshalb nicht irgendein Bereich einem anderen vorgezogen wird. Die Welt lässt sich für uns nicht in Fächer einteilen, denn alles ist miteinander verwoben und das meiste lernen wir ganz unbewusst nebenbei. Das eine bedingt das andere. Kochen kommt u.a. nicht aus ohne Mathematik, Lesen, Lebensmittelkunde, Hauswirtschaft und Chemie. Ein Verständnis für Zusammenhänge und Vorgänge entwickelt sich so von ganz alleine und erhält die Freude an Neuem. Es gibt immer und überall was Neues zu lernen!
Wie lernen deine Kinder am liebsten und womit? Erzähl es mir in den Kommentaren und teile deine Erfahrungen & Tipps mit anderen Familien.
Nutzen andere Familien auch Materialien zum Freilernen?
„Freilernen heißt bei uns, unsere Kinder lernen aus ihrem inneren Antrieb heraus, aus Begeisterung und in ihrem Tempo. Sie lernen zum Beispiel Lesen, Schreiben und Rechnen ganz natürlich, so wie sie auch Laufen, Sprechen und Fahrrad fahren gelernt haben. Es heißt auch, dass unsere Kinder mit Übungs- und Lernheften, Apps und vielen Bücher lernen. Sie lernen das, worauf sie gerade Lust haben. Natürlich findet Lernen nicht nur am Tisch statt, sondern ständig und oft ganz nebenbei. Im Alltag, im Kontakt mit anderen Menschen, auf Reisen und Ausflügen, durch Fragen und ganz wichtig durch Spielen. Lernen vom Leben.“ – Nicole & Robert
Eine Weltreise muss doch irre viel kosten! Wer hat auf dieser Welt schon das Glück die Welt bereisen zu können… das sind einfach nur die ganz Reichen. Oder? Ist das wirklich so? Mit welchen monatlichen Weltreise Kosten muss eine vierköpfige Familie im Durchschnitt rechnen, die Vollzeit auf Weltreise ist?
Die schlechte Nachricht ist, dass du leider nicht von Luft & Liebe alleine leben kannst. Die gute Nachricht ist, dass du es selbst in der Hand hast, in dem du eine Art zu reisen wählst, die zu dir und deinem Budget passt.
Ganz oft lese ich: 1000 Euro pro Monat brauchst du im Schnitt, um deine Kosten für die Weltreise zu decken. Und auch wenn ich sagen kann, dass das sicherlich eine Zahl ist, die meinem Reisestil sehr nahe kommt, gibt es so viele Stile wie Kostenklassen, so dass du entweder bedeutend mehr benötigst oder sogar viel weniger.
Fliegst du z. B. oft und gerne Langstrecke, benötigst immer wieder Mietwägen und kostspielige Unterkünfte, strapaziert das deinen Geldbeutel natürlich anders, als wenn du dein Wohnmobil selber zum Zielort fährst.
Auch die Destination ist ein großer Faktor, der über wenig oder viel Ausgaben entscheidet. So können deine Konten stärker beansprucht werden, wenn du Housesitting in Australien macht, als wenn du in der Nebensaison in Thailand am Strand in einem Ferienresort eine Unterkunft buchst.
Weltreise Kosten: Diese Kosten für deine Reise fallen an:
Transportkosten wie Flugzeug, Taxi, Mietwagen
Übernachtungskosten AirBnB, Ferienwohnung, Campingplatz etc.
Visakosten außerhalb der EU, wo notwendig
Anschaffungskosten Wohnmobil/Wohnwagen (lasst Gebrauchte nicht außer Acht!)
Diesel- und Benzinkosten
Steuer und Versicherung der Fahrzeuge
Krankenversicherung (Gesetzliche, Auslands-, internationale Versicherung)
Mautgebühren je nach Transit- oder Zielland
Instandhaltung der Fahrzeuge
Eintrittsgelder in Parks, Sehenswürdigkeiten oder sonstige Freizeitaktivitäten
Geld für Waschsalons
Wasserversorgung
Gasversorgung
Kosten für Handy und Internet je Zielland
Lebensmittel
Weltreise Kosten: Konkrete Kostenpunkte im Vanlife
Bei unserem Lebensstil im Wohnmobil, gerne mal Vanlife genannt, meistens frei und fast autark stehend, fallen diese Kosten während der Weltreise an:
Spritkosten
Für 80 Euro kommen wir je nach Spritpreis circa 300-400km weit. Wir fahren aber auch ein altes und noch dazu schweres Wohnmobil. In manchen Monaten fahren wir nur wenig und kurz, meist wenn wir im Zielland angekommen sind. Es gibt aber auch Phasen, wo wir viel und weit fahren müssen in kurzer Zeit. Dann schnellen die Kosten rasant nach oben.
Campingplatz oder Womostellplatz
Nur wenige Euro im Monat, oftmals keinen einzigen, weil wir lieber frei stehen. Je nach Land kann es aber sein, dass wir doch mal hier und da die offiziellen Wohnmobilplätze anfahren müssen, die zwischen 5 und 15 Euro die Nacht kosten. Campingplätze beginnen oft so ab 15 Euro, nach oben offen.
Versicherung und Steuer unseres Womos
Aktuell bei knapp 1500 Euro im Jahr, was aber am Alter unseres Fahrzeugs liegt, noch ohne Oldtimerzulassung. I.d.R. wird dieser Posten bei den meisten wesentlich geringer ausfallen.
Gasversorgung (abhängig vom Gaspreis)
– Im Sommer alle 12 bis 16 Wochen durchschnittlich 60 Euro für 90l LPG. – Im Winter alle 4-8 Wochen 60 Euro für 90l LPG. Wir betreiben damit unseren Kühlschrank, die Heizung, die auch Warmwasser aufheizt und natürlich unseren Gasherd.
Wasserversorgung
Meistens tanken wir unseren 200l Frischwassertank kostenlos auf. Geht das mal nicht, könnt ihr mit ein bis vier Euro für 10min laufendes Wasser rechnen, womit wir meistens einen ganzen Tank auffüllen, je nach Wasserdruck. Das tun wir ca. alle fünf Tage bei vier Familienmitgliedern zum Duschen, Abwaschen und Trinken (wir filtern natürlich).
Waschsalon
Dort lassen wir pro Monat um die 10-40 Euro, je nach Wetter und Preisniveau des jeweiligen Landes. In manchen Monaten auch gar nichts, wenn wir mit Hand waschen. Dann steigt natürlich der Wasserverbrauch. Wie wir Wäsche sonst noch waschen: Wäsche waschen unterwegs?
Tipp: In Frankreich und Portugal, auch manchmal in Spanien, gibt es Waschmaschinen vor Supermärkten, so dass du ganz entspannt deinen Einkauf machen kannst und mit sauberer Wäsche nach Hause gehst. Auf Campingplätzen kostet die Ladung meist zwischen 3 und 7 Euro. Achtung: Länder wie Griechenland, Rumänien etc. sind was Waschsalons anbelangt, eher mau aufgestellt. Es gibt sie, aber nicht überall.
Hauptuntersuchung (HU) bei TÜV/Dekra und Co.
Da wir ein Fahrzeug über 3,5t fahren, müssen wir jährlich zum TÜV für 150 Euro, sofern wir in Deutschland sind und wie bisher ohne Mängel. Manchmal kommt es vor, dass wir länger nicht in Deutschland sind und somit auch keinen TÜV machen können. Welche Kosten da noch lauern können? Im Ausland TÜV abgelaufen – was nun?
Mautgebühren
Landabhängig. Wir vermeiden die Mautstrecken (meist Autobahnen), wo es geht, da unser Reisetempo bei gemütlichen 75 km/h liegt und wir auf Landstraßen damit genauso schnell unterwegs sind und noch viel mehr dabei entdecken. Wenn es sich mal nicht vermeiden lässt, kommen wir auf durchschnittlich 5-40 Euro pro Monat. Es gibt aber gerade in Osteuropa Mautsysteme, in denen eine generelle Maut anfällt, ohne dass wir Autobahnen befahren. Die Kosten belaufen sich dabei meist aber auf nicht allzu viele Euros. Beispiele für Mautsysteme mit On Board Unit sind Polen, Tschechien und Bulgarien für über 3,5t Fahrzeuge. Ansonsten gibt es eine Vignette an den Grenzen oder Tankstellen zu kaufen.
Auslandskrankenversicherung
Für die ganze Familie 268 Euro pro Monat, was tatsächlich auch günstiger geht. Mehr dazu im Abschnitt über Krankenversicherungen: Abmelden aus Deutschland.
Instandhaltungskosten
Schäden oder Umbau können immer mal anfallen. Ein Satz neue Reifen in Spezialgröße kosten so mal eben schnell 1200 Euro. Umbau- und Verschönerungsarbeiten hängen vom Umfang ab. Hierzu kann ich keine Zahlen nennen, das ist natürlich höchst individuell. Je besser du vom Fahrzeug und deinen eigenen Fähigkeiten Dinge zu reparieren aufgestellt bist, desto geringer die Kosten.
Lebensmittel
Je nach Preisniveau geben wir in Europa Ausgaben um die 250-500 Euro für Lebensmittel für vier Personen. Das ist natürlich ebenfalls eine höchst individuelle Sache und hängt sehr vom Ess- und Konsumverhalten ab.
Eintritte/Tickets
Je nach Ort um die 50-150 Euro im Monat, preislich nach oben natürlich offen.
Telefonie & Internet
Ein Handyvertrag und zwei Prepaidkarten des Ziellandes für insgesamt 70 Euro monatlich. In vielen Ländern gibt es Unlimited Datenvolumen oder zumindest 100-300GB für circa 10-30 Euro im Monat, manchmal leider auch nur 1 GB pro Euro. Willst du mehr zum Thema Internet unterwegs erfahren, schau mal hier >>> Internet auf Weltreise rein.
Unterwegs vs. fester Wohnsitz
Monatlich liegen wir dann mit allem zusammen zwischen durchschnittlich 800 und 1500 Euro insgesamt. Abhängig in erster Linie vom Preisniveau des Landes, wie viel wir fahren, wieviele Eintritte und extra Eis am Strand anfielen und ob außerplanmäßige Kosten aufkamen, wie notwendige Reparaturen.
Zum Vergleich: Mit sehr günstiger Wohnung und eigenem Auto lagen wir zu viert vorher bei locker über 2000 Euro pro Monat. Wir haben dadurch eine Kostenersparnis von 25-40% monatlich.
Wie hoch sind die Reisekosten bei anderen Familien?
„Tendenziell ist das Leben unterwegs günstiger, vor allem im Wohnmobil, wenn man frei steht und lange an einem Ort bleibt. Je nach Reiseland und -geschwindigkeit haben wir dabei sehr unterschiedlich viel ausgegeben, (…)Ich schätze, es waren mit dem Wohnmobil 1000-1500 Euro monatlich. Durch die Flugreisen und die Kosten für die Unterkünfte ist es inzwischen wohl etwas teurer als im Wohnmobil, eher um die 2000 Euro monatlich.“ – Anna mit 5 Kids seit 2017 unterwegs, bis 2020 im Wohnmobil, danach in festen Unterkünften
„Jetzt auf Reisen durch Griechenland haben wir 30 -35 % weniger Ausgaben als in Leipzig.“ – Nicole & Robert mit 3 Kids im Wohnmobil
„Unser größter Posten sind die Stellplätze, da wir nicht autark sind. Das variiert natürlich von Land zu Land und saisonal, war aber dennoch immer sehr viel günstiger als unsere Mietausgaben des alten Lebens. Während vor der Reise alles, was reinkam, auch wieder ausgegeben wurde (Kinderbetreuung, hohe Miete wegen teurer Region, mehr gekauft, mehr unternommen, Versicherungen etc.), konnten wir durch die Reise erstmalig etwas zur Seite legen.“ – Micha & Bine mit 2 Kids in Transporter und Wohnwagen
„Wir haben ca. 40% weniger Ausgaben, es hängt sehr davon ab, wieviel wir auf Campingplätzen sind und wieviele km also Sprit wir verfahren. Der größte Posten sind die Lebensmittel.“ – Lisa & Eugen mit 2 Kids im Wohnmobil
„Wir geben jetzt im Durchschnitt mit allem drum und dran ca. 1600 Euro im Monat aus. Damals in Deutschland kamen wir mit laufenden Fixkosten ca. auf 2000 -2200 Euro.“ – Belle & Andi mit 3 Kids und einem Hund im Wohnmobil
„Die Kosten haben sich um 1/3 gesenkt. Bei uns war die Einsparung aber erst nach ein paar Monaten zu spüren. Anfangs haben wir immer wieder ungeplante Posten am Fahrzeug gehabt oder wir waren mehr auf Campingplätzen, weil das Vertrauen in das Freistehen gefehlt hat. Die Kosten hängen auch stark vom jeweiligen Land ab, in dem man sich aufhält. Unser größter Posten sind die Lebensmittel.“ – Anett & Patrick mit 2 Kids im Wohnmobil
Als digitale Nomaden, also Reisende, die ortsunabänmgig arbeiten, sind wir jeden Tag aufs Internet angewiesen. Datenvolumen und mobiles Netz sind plötzlich Thema, weil das Internet unterwegs nicht mehr selbstverständlich aus der Wand kommt.
Aber auch das lässt sich unterwegs lösen!
Wer viel Online Arbeit zu erledigen hat, große Dateien hoch- und runterladen muss, verbraucht im Monat zurückhaltend um die 200-300GB. Nach oben natürlich offen…
Unsere Kids verbrauchen für die eine oder andere Lieblingsserie, den Online Kurs oder andere Online Bildungsangebote immer wieder Datenvolumen und wer wie wir gerne mal einen „gemütlichen Abend“, ein Kinoabend mit Popcorn, Kerzen, eingekuschelt in Decken macht, bei dem geht ohne ausreichendes Datenvolumen gar nichts!
Bevor wir unsere Reise antraten, dachten wir, dass das niemals nie klappt mit der Arbeit und dem Internet unterwegs im Wohnmobil. Wir kannten ja das mobile Netz in Deutschland und waren dementsprechend pessimistisch eingestellt. Sobald man in Deutschland ein bisschen ländlicher unterwegs ist, darf man wieder wie früher auf Hügel steigen und in der typischen Haltung mit ausgestrecktem Handy den besten Platz zum Absenden der Mail finden. So kann ja wirklich niemand arbeiten! Zudem hatten wir keine Ahnung, wieviel GigaByte wir wirklich im Monat brauchten und wie viel wir verbrauchen, wenn wir wirklich sparsam sind.
Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Ja, Internet unterwegs auf Reisen ist kein Problem!
Zum Einen ist das mobile Internet in fast allen Ländern, die wir bisher besucht haben, besser ausgebaut als in Deutschland (Überraschung? Not!); zum Anderen gibt es in vielen Ländern durchaus gute Prepaid Angebote mit ausreichend Datenvolumen. Mittlerweile gibt’s da auch für Deutschland ein gutes Angebot, dazu aber mehr weiter unten.
Internet unterwegs: Smartphone-Hotspot oder LTE-Router?
Ich höre von vielen Reisenden, dass sie einfach ihr Handy zum Hotspot machen – eine Einstellung im Smartphone, die jedes Smartphone heutzutage besitzt – und sich so auch mit ihren Laptops ins Netz einloggen.
Doch was, wenn der Empfang wirklich mal schlecht ist? Sind die integrierten Antennen in Smartphones stark genug? Diese Variante habe ich im Vergleich zu unserer Standard-Lösung unten getestet und komme zu dem Schluss, dass die Smartphone-Antennen wirklich um einiges schwächer sind. Sie reichen aber in Gegenden aus, in denen der Empfang sowieso schon ausgezeichnet ist. Zudem kann sich dann derjenige, dessen Handy der Hotspot ist, nie von den anderen entfernen, wenn die grad Internet brauchen. Lediglich eine Lösung für Alleinreisende.
Die Lösung kam für uns in Form eines mobilen LTE-Routers: Nach kurzer Recherche zog der hochgelobte Nighthawk M1 von Netgear* ein. Dieser hat uns nun über viele Jahre mit wirklich gutem Empfang und leichter Bedienbarkeit überzeugt, der selbst dann noch ein bisschen Empfang findet, wenn unsere Smartphones nur noch „nur Notruf möglich“ anzeigen.
Mittlerweile gibt es sogar einen 5G-Router von Netgear*. Zum Einen kommt dieser vielen nicht aufgrund der umstrittenen 5G-Technologie ins Haus, zum Anderen ist das Preis-Leistungsverhältnis des deutlich günstigeren 4G-Routers unschlagbar! Von digitalen Nomaden empfohlen ;).
Internet unterwegs ohne externe Antenne
Wenn man anfänglich nicht den Fehler macht wie wir, sich einSet externe Antennen dazu zu besorgen, dann kriegt man auch an fast jedem Plätzchen guten Empfang und kann beruhigt in die Arbeitswoche starten. Wieso keine externen Antennen am LTE-Router, fragst du?
Grundsätzlich kannst du natürlich externe Antennen* besorgen, aber achte beim Kauf darauf, dass diese einen besseren Empfang liefern, als die ohnehin schon guten internen Antennen des Routers. Ein Punkt, den wir nicht bedacht hatten, weil wir dachten, dass die Externen auf jeden Fall besser sind.
Sobald externe Antennen am Nighthawk angebracht sind, werden die Internen ausgeschaltet und wir ärgern uns mit schlechtem Empfang herum. Muss man aber auch erstmal drauf kommen…
Dort werden für fast jedes Land der Welt, so aktuell es eben grad ist, passende Anbieter und Tarife vorgestellt. Der Gang zum nächsten Handyladen bleibt da zwar nicht aus, allerdings tut der Überblick über das grundsätzliche Angebot gut, um einschätzen zu können, wie hoch die Kosten pro Monat werden könnten. Lass dir aber in jedem Fall sagen, ob es derzeit besondere Angebote gibt.
In manchen Ländern gibt es Unlimited Datenvolumen zu circa 1 Euro/Tag, darunter zählt mittlerweile sogar freenet FUNK aus Deutschland, bei denen du nur 99ct/Tag zahlst, täglich kündbar. Wem das reicht, der bekommt sogar im EU-Roaming 1 GB/Tag. 30 Tage pausieren ist ebenfalls möglich, wer nicht direkt kündigen mag. Aber auch NOS aus Portugal spielt in dieser Liga.
Ein paar Beispiele (Tarife können aktualisiert worden sein vom Internetanbieter):
Rumänien: 10 Euro für 100 GB bei Vodafone oder 6 Euro für 60 GB bei orange reines Datenvolumen oder 8 Euro für Unlimited Data mit Telefonie bei Vodafone
Griechenland: 25 Euro für 200 GB Cosmote / Sonderangebot von Vodafone 13 Euro unlimited Datenvolumen im Lockdown 20/21) / 25 Euro für Unlimited bei WIND
Portugal: 1 Euro pro Tag für unlimited Datenvolumen bei NOS
Spanien: 17 Euro für 28 GB bei simyo (doppeltes Datenvolumen geschenkt in der Weihnachtszeit), aber noch viel besser: 35 Euro für 150 GB bei Yoigo (auch 15 Euro für 20 GB) bei Yoigo. Großer Vorteil: Roaming in Frankreich funktioniert mit diesen Karten wunderbar, so dass du dir bei Durchreise durch Frankreich die Fahrt zum Handyladen sparst! In Portugal hat’s leider nicht geklappt.
Frankreich: 19 Euro für 100 GB und 25GB im Roaming (Roaming damit hat bei uns nicht funktioniert.) bei free.
Dänemark: 15 Euro für 100 GB bei Lebara oder für ca. 22 Euro 400 GB (benötigt eine Adresse, an die man sich die SIM-Karte schicken lassen kann).
Bulgarien: 15 Euro für 30 GB bei A1.
Internet unterwegs: Warum nicht mit einem deutschen Tarif ins Ausland?
Wir schauten anfangs nach guten deutschen Tarifen, die wir mit ins Ausland nehmen konnten. Als Bestandskunden wollte man uns nicht die Konditionen zuteil kommen lassen, die Neukunden bekamen oder die Kosten überstiegen maßlos die Kosten, die uns mit einer inländischen Prepaid Sim im Zielland erwartet hätten. Zudem ist das Roaming auf die EU beschränkt und wer weiß denn so genau, wo wir in einem halben Jahr vielleicht sind?
Auch die Fair-Use-Policy muss im Auge behalten werden, denn die deutschen Tarife sind von ihren Anbietern nicht dazu gedacht, dass sie ununterbrochen im Ausland genutzt werden. Manch Unlimited Data Tarif wird auch im Roaming limitiert, ohne dass diese Information, auch nicht bei mehrmaligen Nachfragen, an den Kunden weitergegeben wird.
Natürlich heißt das nicht, dass sich ein deutscher Tarif für dich nicht lohnen kann.
Internet unterwegs: Wie kann ich meine deutsche Handynummer behalten?
Mir ist wichtig, dass ich immer noch für Freunde und Familie, aber auch geschäftlich mit deutscher Handynummer erreichbar bin. Hier kommt die kostenlose App Satellite ins Spiel. Satellite ist eine App, die wie ein Dual Sim Handy funktioniert und mir erlaubt unter meiner deutschen Nummer weiterhin erreichbar zu sein, ohne an einen deutschen Handyvertrag zu gebunden zu sein. Telefoniert wird hierbei über die mobilen Daten, die wir uns in jedem Land sowieso besorgen müssen, so dass keinerlei weitere Kosten anfallen. Schaut mal rein: satellite.me
Schreib mir auch deine Tipps für andere Länder oder Anbieter in die Kommentare und ich werde sie in diese Liste aufnehmen!
Du willst mehr Freiheit & Unabhängigkeit und ins Digitale Nomadentum starten?
Du fühlst dich ein wenig überfordert mit dieser Aufgabe, weißt nicht, wie du das angehen sollst, wie du ortsunabhängig dein Business starten kannst, keine Idee womit und keine Lust auf Technik-Gefriemel?
In der Vagabundenpost bekommst du regelmäßig Wissenswertes und Neuigkeiten auch zum ortsunabhängigen Arbeiten & immer wieder kleine Guides, Checklisten oder Anleitungen. Gerade jetzt kannst du dir meine Online Business Roadmap sichern. Das ist dein Wegweiser durchs Online Business, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, so dass du immer weißt, wo du auf deiner Online Business Reise stehst und welche Schritte du möglicherweise noch nachholen willst.
Abmelden aus Deutschland ist ziemlich einfach. Ein Gang zum Meldeamt. Doch bist du jetzt obdachlos? Und was passiert jetzt? Ja, was bin ich jetzt eigentlich? Manche nennen es obdachlos, andere fragen mich ganz direkt, ob ich jetzt noch Deutsche sei. Und dass das überhaupt geht.. sich einfach abmelden… darf man das eigentlich?
So viele Fragen zur Abmeldung aus Deutschland führen auch zu vielen Antworten. Und vor allem total unterschiedlichen Antworten, dass du dir die Haare raufen willst.
„Was muss ich denn jetzt beachten, wenn ich mich abmelden will? Ist es in meiner Situation überhaupt notwendig? Gibt es Alternativen? Finanzamt, Krankenkasse, Familienkasse, Schulamt – was haben die damit zu tun?„
Damit du nicht vor den selben Hindernissen stehst, die leider schon sämtliche Reisefamilien in Atem halten und sie sogar zeitweise dazu gezwungen haben, nach Deutschland zurückzukehren, möchte ich hier die für mich wichtigsten Institutionen nennen, die deine Abmeldung aus Deutschland überhaupt etwas angeht und was du bedenken solltest, wenn du eine Weltreise oder Auswanderung planst.
Diese Aufzählung erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch Richtigkeit, da sich Gesetze, Verordnungen und Vertragsbedingungen täglich ändern können. Sie soll dir hier als Anhaltspunkt dienen. Nimm mit, was auf deine Situation passt und recherchier weiter, stell Fragen oder erzähl, was bei dir geklappt hat oder nicht hier unten in der Kommentarspalte.
Die Abmeldung aus Deutschland selbst geht ganz schnell. Du gehst zu deinem Einwohnermeldeamt und sagst, dass du dich (bzw. ihr euch) aus Deutschland, genau genommen aus der Wohnung oder dem Haus, das du bewohnt hast, abmelden willst. Denn nichts anderes ist eine Abmeldung. Du meldest dich von deiner gemeldeten Adresse ab und sagst damit sowas wie:
“Aus dieser Wohnung bin ich ausgezogen und ich werde keine neue Wohnung in Deutschland beziehen.” Die (meist) nette Dame oder der nette Herr kann dir dann nach wenigen Klicks einen neuen Aufkleber auf den Personalausweis kleben, auf dem steht “keine Wohnung in Deutschland” (manchmal auch anders formuliert), wo sonst deine Adresse stand. Fertig.
Doch damit fängt der Spaß erst an und es ist ratsam diesen Schritt erst als den allerletzten vorzunehmen und dich erst den anderen Ämtern und Institutionen zu widmen.
Übrigens kannst du deine Abmeldung auch online vornehmen, per Post oder e-Mail einreichen oder persönlich erscheinen. Sieben Tage vor deinem Auszug und bis zu 14 Tage nach deinem Auszug sollte die offizielle Abmeldung stattfinden.
Ein guter Zeitpunkt…
…um sich um alles andere zu kümmern, sind die Monate vor deinem Wegzug und damit deinem offiziellen Abmelden aus Deutschland.
Du hast also die Kündigung deiner Wohnung abgeschickt oder dir Mieter oder Käufer für dein Eigenheim gesucht. Ja ja, du lachst. Manche Menschen machen das tatsächlich andersherum.
Ohne Meldeadresse steht die Welt Kopf
Kopfstand war bei mir anfangs täglich notwendig. Was die Leute in den Behörden brauchen, sind nämlich Adressen. Nach dem Abmelden merkst du, dass so vieles nicht mehr geht ohne Adresse. Gefühlt. Und bitte offizielle.
Denn: Für die meisten Menschen ist ein Leben ohne Meldeadresse eh nicht vorstellbar, so dass kaum eine Behörde oder Abteilung auf deinen Fall vorbereitet sein wird. Es lohnt sich in fast jedem Fall in AGBs, Gesetze und sonstige Bedingungen reinzuschauen.
Welche Institutionen sich für deine Adresse interessieren, liest du nun.
Sei dir aber bewusst, dass es nur eine Meldeadresse ist, die aber nicht notgedrungen mit deinemWohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt zu tun hat. Die Meldeadresse dient oft als Indiz für Wohnsitz und gewöhnlichen Aufenthalt.
Gesetzliche Krankenkassen und Auslandskrankenversicherung
Ob angestellt oder selbstständig: Deine reguläre Krankenkasse oder -versicherung will in den meisten Fällen einen Meldeadresse vorliegen haben, da diese als Indiz deines Wohnsitzes dienen soll.
Tatsächlich gibt es aber keine Pflicht zum festen Wohnsitz mit Meldeadresse, so dass dir eine fehlende Meldeadresse zwar das Leben erschweren kann, aber dich nicht in jedem Fall von den Leistungen deiner Krankenkasse ausschließt. Je nachdem, wie dein Status in Deutschland nach deiner Abmeldung sein soll, kannst du weiterhin in Deutschland Leistungen in Anspruch nehmen (z.B. bei Sozialversicherungspflicht durch Anstellung). Hier gilt nicht der Wohnsitz, sondern das Beschäftigungsland als ausschlaggebend. Besprich dies aber vorab mit deiner gesetzlichen Krankenversicherung. Bist du privat in Deutschland versichert, sieht das ganze aber noch einfacher aus.
Beim Abmelden aus Deutschland und ohne sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis gibt es für dich auch die Möglichkeit, gänzlich aus der deutschen Krankenkasse rauszukommen. So wirklich kündigen kann man nicht, da die Krankenversicherung ja in Deutschland verpflichtend ist für alle in Deutschland wohnhaften oder sozialversicherungspflichtigen Personen. Gehörst du nicht mehr zu diesem Personenkreis, gibt es auch keine Versicherungspflicht mehr für dich. Im Grunde reicht hier eine Mitteilung, dass du abgemeldet bist und ausgewandert und eine Kopie deiner Abmeldung. Was leider nicht bedeutet, dass dein Sachbearbeiter deine Situation begreift und auch entsprechend handelt.
Trotz Abmeldung noch angestellt sein und versichert?
Ja, es ist sogar möglich weiterhin in einem Anstellungsverhältnis in Deutschland zu bleiben und trotzdem abgemeldet zu sein. Bei dieser Konstellation solltest du aber bedenken, dass du weiterhin sozialversicherungspflichtig bist und für dich damit die Versicherungspflicht gilt. Diese kannst du auch bei Entsendung ins Ausland in einem anderen Staat erfüllen. Gibt es keinen anderen Staat, bleibt es in Deutschland.
Du hast aber die Möglichkeit, die gesetzliche Krankenkasse zu kündigen und einen Nachweis über eine Folgeversicherung, die dich auch im Ausland versichert, vorzulegen. Hier gilt dann auch eine Kündigungsfrist.
Mir ist bis dato allerdings keine private Auslandsversicherung bekannt, die alle Sozialversicherungen abdeckt, so dass du auch im Ausland ohne Wohnsitz als sozialversichert giltst!
Auch Selbstständige können sich abmelden und ihre Firma in Deutschland belassen. Da hier oft nicht alle Sozialversicherungen nötig sind (Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung können wegfallen) wie bei Anstellung, ist eine private Auslandskrankenversicherung als Folgeversicherung oftmals ausreichend, um aus der gesetzlichen Krankenkasse auszusteigen.
Leider kommst du um diesen Punkt nicht herum, wenn du wirklich keinen Stress mit deiner Versicherung willst: Lies die Vertragsbedingungen gründlich, damit du weißt, ob die Versicherung sich in deinem Fall nicht wegen einer Klausel im „Kleingedruckten“ aus dem Staub machen kann und dich auf einem Schaden sitzen lassen kann, dessen Übernahme sie dir versichert hat.
Muss ich die Abmeldung dem Finanzamt melden?
Auch das Finanzamt will wissen, ob du noch in Deutschland gemeldet bist. Das ist allerdings nur von Belangen, wenn du Einkünfte aus Deutschland beziehst, z. B. durch ein Arbeitsverhältnis, selbstständiges in Deutschland angemeldetes Unternehmen, Vermietung o.ä.
Wenn du also weiterhin steuerlich in Deutschland in Erscheinung trittst, benötigt das Finanzamt dann eine von dir bestimmte Person mit Wohnsitz in Deutschland, die als Empfangsbevollmächtigte deine Post empfängt.
Zuverlässige Verwandtschaft oder richtig gute Freunde eignen sich dafür sehr gut. Die Post gilt dann als offiziell an dich zugestellt!
Wenn du verheiratet bist oder in eingetragener Lebenspartnerschaft lebst und sich nur ein Teil deiner Familie abmelden will, dann interessiert das auch das Finanzamt. Je nachdem, wie du vorher steuerlich aufgestellt warst, kann sich bei Abmeldung nur eines Partners aus Deutschland die Steuerklasse zu deinen Ungunsten verändern. Bevor sich also eine/r von euch abmeldet, solltest du mit deinem Finanzamt in Kontakt treten, um zu erfahren, welche Unterlagen sie von dir brauchen.
Wie bekommt man Kindergeld, wenn man abgemeldet ist?
Kindergeld im Ausland ist einer der Punkte, den du höchstwahrscheinlich nicht komplett vor deiner Weltreise oder auch Auswanderung klären kannst. Keine Sorge, das ist ganz normal und geht vielen Familien so. Bei uns ging es jedenfalls nicht vorher, da die Familienkasse sehr langsam arbeitet und gerne viele Nachfragen hat. 😉
Dieses Thema ist wohl für viele Familien eines der wichtigsten, daher habe ich ihm einen ganz eigenen Artikel gewidmet, in dem du mehr erfahren kannst: Kindergeld im Ausland und auf Reisen.
Fest steht auf jeden Fall: Wenn die Finanzierung deiner Reisepläne mit dem Kindergeld oder anderen staatlichen Geldern steht oder fällt, ist das kein guter Startpunkt. Bau dir erst ein Einkommen auf, mit dem du stressfrei in dein neues Leben starten kannst.
Auch hier fordern viele Banken eine Meldeadresse in Deutschland. Bisher scheinen aber noch keine Abgleiche mit den Meldeämtern durchgeführt zu werden, da Banken private Unternehmen sind, so dass die meisten Familien ihre Konten einfach so weiter nutzen können. Es gibt trotz allem auch Banken, die keine Meldeadresse verlangen. Da sich dies schnell ändern kann, mag ich an dieser Stelle keine spezielle Bank empfehlen.
Bedenke also, dass du neue Konten am besten vor deiner Abmeldung eröffnest oder aber mit deiner Bank eine Absprache triffst (z. B. weil du ein Geschäftskonto benötigst). Insbesondere dann, wenn du eine oder zwei Kreditkarten mitnehmen willst und noch keine hast. Direktbanken können hier der way to go sein, wenn du doch noch von unterwegs ein Konto benötigt.
Was ist mit der Schulpflicht nach der Abmeldung aus Deutschland?
Schulpflichtige Kinder an Bord interessieren das Schulamt und die Schule, auf die sie zuletzt gingen bzw. an der sie angemeldet sind. Normalerweise reicht die Kopie der Abmeldung des Kindes aus Deutschland als Nachweis aus, um aus der Schulpflicht entlassen zu werden.
Manche Schulämter oder Schulen allerdings wollen Schulbescheinigungen der Folgeschule ausgestellt bekommen, was natürlich dann nicht notwendig ist, solange du wirklich Deutschland mit ihnen längerfristig verlässt und ihr euch alle gemeinsam abmeldet. Diese Forderungen darf man getrost ignorieren oder aber bestimmt, aber freundlich reagieren. In einigen Fällen sind diese Forderungen aber leider rechtens, nämlich dann, wenn doch noch die Schulpflicht greift, auch wenn du meinst, dass das nicht mehr sein kann.
Doch wann sind deine Kinder wirklich nicht mehr schulpflichtig?
Genau dann, wenn laut dem Schulgesetz deines Bundeslandes keine Schulpflicht mehr begründet werden kann. Je nachdem, was das jeweilige Gesetz vorsieht, könnt ihr gemeldet bleiben oder müsst euch abmelden, müsst euer Haus verkaufen, langfristig vermieten oder könnt es einfach so stehen lassen, wie es gerade ist. Hast du eventuell vor, in das Haus zurückzukehren? Auch diese Absicht spielt mit rein. Es dürfen sich im Einzelfall dann auch keine Gegenstände der Kinder in der Wohnung befinden, sie müssen komplett ausgezogen sein. Is‘ kacke, is‘ aber so.
Manche Familien möchten nur ihre Kinder aus Deutschland abmelden und selbst in Deutschland gemeldet bleiben. Manche Meldeämter machen das mit. Online soll es noch einfacher sein. Es gibt einige Familien, bei denen es so funktioniert. Wer es aber rechtlich einwandfrei möchte, schaut sich am besten die Gesetze dazu an:
§11 BGB : „Ein minderjähriges Kind teilt den Wohnsitz der Eltern;…“
Wenn du es genau wissen willst, hüpf rüber zum Beitrag Kinder abmelden und erfahre, wie und wann es funktioniert.
Diese Gesetze haben auch durchaus ihre Berechtigung. Sie sollen u.a. dem Schutz des Kindes dienen, das somit nicht einfach abgemeldet werden kann um z. B. eine Straftat zu vertuschen. Eine Abmeldung des Kindes alleine kann aber trotz allem erfolgreich sein, insbesondere dann, wenn es z.B. bei Verwandten im Ausland gemeldet wird.
In Raus aus der Schulpflicht! findest du noch weitere Informationen dazu, wie du deine Kids aus den Schulen holst.
Und jetzt viel Erfolg beim Abmelden und wenig Behördenstress!
Welche Erfahrungen hast du bei der Abmeldung gemacht? Erzähl mir davon in den Kommentaren!
Du hast noch weitere Fragen zu den Themen Abmeldung und Familie?
Nun gibt es diverse Varianten, wie Familien reisen oder auswandern. Bleibst du in Deutschland gemeldet, bist du abgemeldet? Bleibt ein Elternteil in Deutschland gemeldet? Bist du vom Arbeitgeber entsendet? Hast du einen offiziellen Wohnsitz? Bist du wohnsitzlos? Bist du in Elternzeit? Sind die Kinder im schulpflichtigen Alter? Sind sie zum Reisen befreit? Nur die Kinder abmelden? Ziehst du ganz in ein anderes Land, also wanderst du aus? Woher stammt dein Einkommen? Und was sagt das Finanzamt zu dem Ganzen?
Mit einer Abmeldung aus Deutschland verändert sich nicht nur für dich ziemlich viel, sondern auch für den Staat. #badummtzzzz Es wahrer Rattenschwanz zieht diese Abmeldung nach sich und nicht alle Veränderungen hast du grad auf dem Schirm oder spielen dir in die Karten.
Um deine Möglichkeiten abzuklopfen, ist eine Auseinandersetzung mit der rechtlichen und steuerlichen Seite leider unausweichlich. Diese Seite sieht nämlich bei jedem Menschen und jeder Familiensituation total individuell aus, weshalb ich dir die rechtlichen und steuerlichen Grundlagen dazu bestmöglich und leicht verständlich in „Zwischen Freiheit und Finanzamt“ zusammengefasst, erklärt und anhand von geltenden Gesetzestexten belegt habe.
Mit den enthaltenen Informationen kannst du den für dich besten Weg finden und lernst auch, an welchen Schrauben du noch drehen kannst, das vermeintlich Unmögliche möglich zu machen.
Wie der Minimalismus unsere zugerümpelte Tür fand und Marie Kondo gleich mitbrachte.
Wer schon mal umgezogen ist, weiß, wie lästig das Geschleppe ist. Alleine zwischen 2011 in 2018 sind wir sechsmal umgezogen, ich insgesamt in meinem Leben zehnmal und mein Partner dreizehnmal. Was liegt da näher als der Realität ins Auge zu blicken und die Massen an Krempel loszuwerden und sich dem Trend zum Minimalismus zu beugen?
Obwohl es viel Arbeit ist, ist es jedes Mal, wenn ein Ding durch die Haustür nach draußen verschwindet, auch ein großes Gefühl der Befreiung. Die Vorbereitung unserer Reise, unseres neuen Lebensstils sozusagen, beinhaltet für uns daher nicht nur, dass wir unsere Sachen packen und abhauen, sondern eine fast komplette Haushaltsauflösung.
Bis dahin war es aber ein langer Weg für uns und wir sind längst noch nicht am Ende angelangt. Plant ihr vielleicht auch eine längere Reise und wollt wissen, wie andere so eine Sache angehen? Oder möchtet ihr euch in eurem Zuhause neuen Platz schaffen? Ich bin sicher, dass ihr die eine oder andere Anregung in unseren Erlebnissen auf unserem Weg zum Minimalismus findet.
Aus eins mach zwei – Das Gegenteil von Minimalismus
Nachdem der Haushalt meines Partners und mein eigener 2011 aufeinander stießen, wussten wir noch gar nicht, wohin uns das führen wird. Plötzlich hatten wir alles doppelt und merkten es gar nicht. Ja, die zweite Waschmaschine muss in den Keller. Für den Fall, versteht sich. Ja, der zweite Herd bleibt vorerst auch, wer weiß denn, wie lange der jetzige noch macht? Horten wir nur oder hatte das ganze einen tieferen Sinn? Habt ihr auch Dinge auf dem Dachboden, die ihr nur seht, wenn ihr sie verpacken müsst, weil ein Umzug ansteht? Oder sogar noch verpackte Kartons vom letzten Umzug verschlossen im Keller?
Aller Anfang…
Wir wollten wieder mal umziehen. Dieser Umzug ging nach Leipzig. Unsere damalige 100qm Wohnung mitsamt dem 100qm Dachboden in der Oberpfalz sollte einer 75qm Wohnung mit winzigem Kellerabteil weichen. Es führte kein Weg daran vorbei, wir mussten ausmisten. Fast völlig planlos verkauften, spendeten, verschenkten und warfen wir die Sachen weg und dachten, wir hätten es geschafft als wir alle unsere Sachen in der neuen Wohnung unterbrachten. HA! Weit gefehlt. Wir mussten für den Umzug sogar kurzfristig noch einen Transporter dazu mieten…
Ich begann mich immer unwohler zu fühlen mit allem um uns herum, ich war regelrecht “bedrückt”, fühlte mich erdrückt, schwer und war das ständige Aufräumen leid. Nichts schien einen wirklichen Platz zu haben oder den nur kurzzeitig zu bewohnen… Wir wollten doch bald in einen Truck ziehen, wie soll denn das gehen, wenn wir so viel Zeug besitzen? Brauchen wir wirklich noch das Fondueset? Den Sandwichmaker? Das Abendkleid? Ich bin keine Freundin von Toastbrot und Veranstaltungen, die Abendkleider notwendig machen 😀 .
Wo soll ich nur anfangen? Minimalistisch denken.
Jetzt gibt es aber so viele Wege und Methoden das Ausmisten zu starten und dem Minimalismus zu frönen, dass man fast schon geneigt ist es wieder sein zu lassen ;). Natürlich nicht! Aber herausfinden, welche Methode zu einem passt, war für mich wichtig. Nun kann man sich darüber streiten, ob eine Methode notwendig ist, ob Struktur oder Plan Einzug halten soll oder ob das auch einfach so geht. Ich für meinen Teil wollte mich von anderen inspirieren lassen und suchte Input.
In diversen Facebookgruppen werden folgende Tipps diskutiert:
Jeden Tag verlässt ein Ding den Haushalt.
Macht auf jeden Fall Spaß, sich täglich damit zu befassen. Wenn ich mich aber nicht nur auf’s Wegwerfen konzentriere, finde ich unter Umständen nicht am selben Tag einen Käufer oder Abnehmer und ich muss eine Ecke anlegen, um die Gegenstände zu sammeln.
Für jedes neue Ding, muss ein anderes die Wohnung verlassen.
Eine super Möglichkeit langfristig auszumisten. Neues wird nicht mehr leichtfertig angeschleppt. Leider neige ich dazu, diesen Vorsatz im Alltag zu vergessen und komme so nicht so schnell voran wie ich möchte.
Alles weg, was ein halbes Jahr nicht angesehen oder benutzt wurde.
Lässt man saisonale Dinge wie Klamotten außen vor, so kann das auf jeden Fall ein guter Anhaltspunkt sein um zu starten und sich selbst zu fragen, ob man wirklich noch von etwas Gebrauch macht.
KonMari – Marie Kondo und ihr Weg zu mehr Freude
Auf der Suche nach mehr Inspiration entdecke ich dann Marie Kondo*, eine japanische Ausmistkoryphäe und ihre Bücher. Sie nennt ihre Methode schlicht nach sich selbst: KonMari* und wird stets in Verbindung mit dem minimalistischen Lebensstil gebracht, was beiden allerdings nicht gerecht wird.
KonMari beruht im Gegensatz zum generellen Minimalismus, bei dem es darum geht sein Leben nur mit den nötigsten Dingen auszustatten, nicht darauf, so wenig wie möglich zu besitzen, sondern sich nur mit Dingen zu umgeben, die einen glücklich machen. Puh! Wie kann mich denn dieses Glas hier glücklich machen und die Steuererklärung vom letzten Jahr? Das gilt es für sich herauszufinden. Sowieso musste ich mich erstmal auf meine eigenen Sachen beschränken, denn der Rest der Familie teilt meine Euphorie zu Beginn nicht. Die brauchen immer etwas länger 😉
Ich hielt mich an die von ihr vorgegebene Reihenfolge:
Kleidung inkl. aller Textilien
Bücher (Oh, ja… alle Bücher!)
Papiere (Alles, was abgeheftet oder nicht abgeheftet durch den Haushalt wirbelt)
Alles andere (Küche, Spielzeug, CDs, DVDs, Fotos, Erinnerungen, Kleinkram)
Diese Reihenfolge ist nicht zufällig so gewählt, sondern wird mit jedem Punkt anspruchsvoller laut Kondo. Ich persönlich hatte zwar schon mit den Büchern zu kämpfen und fand die Papiere sehr einfach, aber bis ich dann bei den Fotos angelangt war, war ich so routiniert, dass es fast schon leicht war, kiloweise Fotos und vermeintliche Erinnerungen zu entsorgen.
Der Fokus ist also darauf gerichtet, was ich gerne behalten möchte und nicht, was ich loswerden will, was einen deutlich positiveren Ansatz verspricht und mich daher sehr anspricht. Und trotzdem musste ich mich damit befassen, was mit den Dingen passiert, die ich aussortiere, denn Marie Kondo spricht gerne nur vom Wegwerfen, was mit meinem Empfinden für Umwelt und unsere Ressourcen nicht gut zusammenpasst (mittlerweile soll sich das bei ihr aber auch gewandelt haben).
Wohin damit also?
Alles einfach wegzuwerfen ist für mich keine Option. Heutzutage wird schon genug Müll produziert und tatsächlich trennt man sich ja auch von noch guten und eventuell sogar wertvollen Sachen, an denen sich noch andere Menschen erfreuen könnten.
Ich kategorisiere daher alles, was weg soll in:
zu verkaufen
zu verschenken
tatsächlich Müll
Verkaufen
Für den Verkauf nutze ich in erster Linie die Kleinanzeigen, das funktioniert super und ist wirklich leichter als noch vor ein paar Jahren. Für Technikartikel, Sachbücher und ähnliches gibt es Onlineunternehmen, die diese Sachen ankaufen, meist sogar zu einem besseren Preis als Privatpersonen. Mindestens zwei Gebrauchtkleinwägen könnten wir uns von den Einnahmen durch Verkäufe alleine schon finanzieren! Und keine Schrottschleudern um die 300 Euro!
Verschenken
Was ich verschenken möchte, stelle ich je nach Wohnort in einen Karton an die Straße. Hier ist es wichtig, dass am Tag viele Leute vorbeigehen und es nicht regnet. Für größeres oder auch in Gegenden ohne viel Laufkundschaft gibt es für fast jede Region „Free Your Stuff“- oder „Verschenke“-Gruppen auf Facebook mit (meistens) dankbaren Abnehmer*innen. Auch die Heilsarmee, Caritas oder Diakonie freuen sich über Spenden, allerdings müssen dort die Kunden wieder für die Waren zahlen, wenn auch nicht viel. Wenn ihr also wollt, dass alles kostenlos direkt bei den Menschen ankommt, die es benötigen, nutzt die anderen Plattformen.
Abfall und Alternativen
Was aus den Verschenkekisten nicht mitgenommen wird oder sowieso unbrauchbar geworden ist, wandert bei uns dann in den Müll. Ab und an ist auch das ein oder andere gute Buch dabei und da fällt es dann nicht leicht. Bei den Abfallwirtschaftsstationen gibt es manchmal extra Bücherschränke für solche Fälle, aus denen sich bedient werden darf. Die Busse des HVV in Hamburg haben oftmals auch Bücherregale integriert und auch andere Städte haben öffentliche Bücherregale wie z.B. Bonn, manchmal sind es auch ausgediente Telefonzellen. Frag am besten in lokalen Gruppen nach, wo sich solche Orte in deiner Stadt befinden.
Nun aber ans Eingemachte. Können Dinge Freude machen?
Meine Klamotten machten den Anfang. Zum Glück bin ich noch nie ein Fashion Victim gewesen und so fiel es mir leicht in einem angemessenen Zeitrahmen jedes einzelne Stück in die Hand zu nehmen, zu spüren und mein Gefühl dabei zu erspüren. Da mag es anderen Menschen deutlich schwerer fallen, alleine schon der Zeitaufwand alles mal anzupacken und in sich reinzuhorchen.
Ja, da gab es diesen kleinen Funken in meinem Bauch, der bei bestimmten Teilen einfach explodierte! Das muss der „Ding“ sein, von dem Marie Kondo dauernd spricht! “Does it spark joy?” YES… nope… maybe?
Die Müllsäcke, die ich zur Heilsarmee um die Ecke bringen wollte, füllten sich einer nach dem anderen… am Ende misteten mein inzwischen angefixter Partner und ich fünf volle, große, blaue Säcke aus. Wir besaßen zu dem Zeitpunkt einen 2,5m breiten Kleiderschrank, den wir danach auch direkt verkauften, weil unsere Klamotten, Handtücher und Bettwäsche nun in die alte Kommode passten, die vorher die Kindersachen beherbergte.
Dass die beiden Zöglinge am liebsten im Adamskostüm durch die Wohnung flitzen, kommt uns hier nun einmal endlich entgegen! Wir haben nämlich nicht die Berge an Klamotten, die ich schon woanders bestaunen durfte. Es soll Kinder geben, die so viele Klamotten haben, dass sie vieles davon nicht einmal getragen haben. Unfassbar für uns. Unsere beiden haben also nur das, was sie brauchen und selbst da konnten wir noch etwas weg legen, so dass nun jeder von ihnen eine einzige Schublade benötigt.
Übrigens: Seit wir in unserer Wendy wohnen, hat jedes Familienmitglied genau eine Schrankebene zur Verfügung von 60x70x30cm. Und auch da ist noch Luft nach oben und wir empfinden es als “zu viel”. Ausmisten ist auch hier alle paar Monate angesagt, insbesondere bei den Kids, die aus ihren Klamotten rausgewachsen sind oder die zerschlissen sind.
Bettwäsche und Handtücher lassen sich ebenfalls super reduzieren. Ein Laken pro Matratze und höchstens insgesamt 1-2 Ersatzlaken reichen uns vollkommen aus und lassen uns trotzdem jeden Magendarmvirus mit Wechsellaken überstehen. Pro Person behalten wir aktuell zwei kleine und ein großes Handtuch.
Bei den Büchern wurde es dann knifflig.
Darf man Bücher eigentlich wegschmeißen? Hier sind sich fast alle einig: NEIN! Oder doch?! Wie würde sich das anfühlen?
Bei locker über 500 Büchern keine leichte Sache. Zugegeben, die meisten hab ich nur einmal gelesen, aber es ist schön sie da zu wissen. Irgendwann will ich sie bestimmt mal wieder lesen… oder was nachschlagen.. oder meinen Kindern vererben oder… halt! So wird das nichts. Bücher sind zum Lesen da und wenn ich sie nicht lese, dann erfüllen sie nicht ihren Zweck. Ich werde ihnen nicht gerecht, könnte man sagen. Und sie brauchen Platz und die Bücherkisten bei unseren ständigen Umzügen sind einfach kein Spaß. Ich ging tief in mich und nahm mir wirklich jedes einzelne Buch vor. Von den anfänglich 500 Büchern blieben am Ende nur noch 50 übrig! Ein Wahnsinnsunterschied!
Und der Rest? Einen kleinen Teil vermachte ich meinem Vater, der historische Romane so verschlingt wie ich und sich über Nachschub freute, ein ganz großer Berg Bücher wurde an eine dir sicher aus der Werbung bekannte Firma geschickt, die gebrauchte Bücher aufkauft und wieder verkauft. Eine nicht unansehnliche Summe kam hier zustande, da Sach- und Fachbücher nicht nur für ein paar Cent angekauft werden, sondern teilweise zu höheren Preisen als man sie jemals auf dem Flohmarkt loswerden könnte.
Ich war etwas geflasht davon, dass diese Bücher bald ein neues Zuhause finden würden und nicht in der Müllpresse landen sollten. Leider gab es aber auch diese Exemplare, die dir niemand abkauft. Hier kam die Verschenkekiste zum Einsatz und die ungewollten Exemplare waren sehr schnell vergriffen. In unserer zweiten Ausmistrunde ein halbes Jahr später durften noch ein paar weitere Exemplare in eine der örtlichen Bibliotheken ziehen. Weggeworfen haben wir kein einziges Buch.
Papiere
Wie könnte mir eine Steuererklärung Freude bereiten? Gar nicht. Darf ich sie trotzdem wegschmeißen? Vielleicht. Bei diesem Punkt geht es nun leider nicht mehr so einfach um Gefühle. Hier müssen wir uns an Aufbewahrungsfristen halten, die du besser gesondert nachliest, da sich da immer wieder mal was ändert. Was ihr aber direkt entsorgen könnt sind:
Aufbau- und Bedienungsanleitungen, denn die finden sich bei Bedarf im Netz.
lange abgelaufene Garantiescheine
sämtliche Schreiben von Versicherungen, Banken usw., die keine Bewandtnis mehr haben
Geblieben sind bei uns:
Aktuell laufende Verträge
Versicherungspolicen
Schreiben über Steuernummern, Sozialversicherungsnummern u.ä.
Abschlusszeugnisse, Geburtsurkunden u.ä.
Meine persönlichen Dokumente nehmen nicht mal einen halben Aktenordner ein. Der Rest zum Altpapier. Tipp: Wenn ihr eure Dokumente digitalisiert, könnt ihr auch da noch weiter ausmisten. Insbesondere, wenn ihr wie wir plant euren Haushalt aufzulösen, lohnt es sich die Dinge, die ihr eventuell einlagern wollt so gering wie möglich zu halten.
Alles andere
Nun, da bleibt jetzt noch ne Menge. Braucht man wirklich 15 Töpfe und Pfannen? Der Herd in unserer letzten Wohnung hat drei Kochplatten, warum sollten wir mehr Töpfe als Platten haben? Dazu blieben noch zwei Pfannen, eine groß, eine klein. Wieviele Tassen braucht der Mensch eigentlich? Unsere Antwort: jeder eine. Und da kann man noch nicht mal wirklich von „brauchen“ sprechen.
Auf diese Art sind wir nun auch unsere gesamten Küchenutensilien und sonstigen Kleinkram durchgegangen und platzierten einen Karton nach dem anderen erfolgreich in der Fußgängerzone oder am Straßenrand. Selbstverständlich achten wir darauf, dass nichts liegen bleibt oder durch die Gegend fliegt.
Eine ganz besondere Herausforderung waren für mich meine Fotos. Marie Kondo sagt nicht zu Unrecht, dass man nicht jedes Foto eines Wasserfalls aus dem Urlaub aufbewahren muss. Wie hieß dieser hier eigentlich noch? Und wo war er? Oftmals schaut man sich ein schön gestaltetes Fotobuch häufiger an als den unsortierten Haufen auf dem Dachboden ?. Fünf Fotos pro Urlaubstag sollen hier eine Hilfe darstellen.
Auch digitale Fotos soll es treffen. Sie nehmen zwar nicht den Platz weg (außer Speicherplatz), aber was hat man von unsortierten digitalen Ordnern, wenn man sich erst durch ganze Fotosessions klicken muss um genau das EINE Bild zu finden.
Marie Kondo empfiehlt ein Ausmistfest zu feiern und den Prozess nicht über mehrere Monate, gar Jahre hinzuhalten. Seit sie selber Mutter geworden ist, haben sich ihre Ansichten auch noch ein Stück weit geändert, da sie in einem weiteren Buch, das ich nicht mehr extra gelesen habe, auch Tipps für Eltern hat, die nunmal nicht die Zeit haben, alles in einem Rutsch durchzuziehen. Wir haben ihre Methode einfach unseren Bedürfnissen angepasst.
Wenn man nun wie wir den gesamten Haushalt auflöst, dann bleibt es nicht aus, dass man wirklich noch viel mehr loswerden muss, weshalb wir eine Mischung aller möglichen Ausmiststile gebraucht haben.
Für uns hat sich das Ausmisten in jeder Hinsicht sehr gelohnt. Mehr Zeit für uns, weniger Zeit mit Aufräumen verbringen, putzen geht schneller und es ist für das Auge eine wahre Wohltat nicht nur Rumpelecken vorzufinden. 😀
Und auch seit wir in Wendy, unserem Wohnmobil leben, taucht immer wieder mal was auf, das zu Unrecht mit auf Reisen kam.